Mittwoch, 27. Oktober 2010

Ein Schultag

7:30 Das Radio dudelt und teilt mir unmissverständlich mit, dass es nun höchste Zeit ist das warme Bett zu verlassen. Hätte ich ja eigentlich schon vor 20 min gemusst. Ich fühle mich zerknautscht, müde, unausstehlich...

7:35 Murrend stehe ich auf, bevor die Katze noch den Tierschutzbund holt, schließlich ist das Frühstück schon eine halbe Stunde überfällig und Ulrike dem Hungertod nah.

7:40 Katze ist versorgt, ich schmiere mir ein Brot, stelle dabei fest, dass ich das Handout unseres Chlamydien-Referates noch nicht ausgedruckt habe. Als ich es dann in Händen halte werde ich mir bewusst: Ich brauche es erst für morgen. Na super.

7:55 Persönliche Körperhygiene durchgeführt.

7:57 Typisches Frauenproblem. Was zur Hölle soll ich anziehen? Wenn die Heizung im Klassenraum wieder funktioniert wäre etwas dünneres angebracht, als die Wollpulover- und Schalvermummung der letzten Tage. Ich entscheide mich für die Zwiebeltaktik.

8:00 Ich verlasse mit Rucksack, Ordner und Wasserflasche die Wohnung. Hatte ich schon erwähnt, dass ich nur 400 m von der Klinik entfernt wohne? Dafür aber ohne die Backsteingebäude im Blick zu haben, stattdessen sehe ich romantisch auf die Gleise eines stillgelegten Güterbahnhofes  mit dem schönsten Sonnenuntergangspanorama der Stadt.
Schade nur, dass sich eine Grundschule in direkter Nähe befindet und ich an der Ampel 269 kleine Kinder kreuze. Dieselben schauen auf den Boden, streiten, plappern vor sich hin und tun alles mögliche: Außer mir auszuweichen.

8:03 Ich erreiche die Frauenklinik und treffe vor dem altersschwachen und vor allem langsamen Fahrstuhl aus den 60er Jahren(!), einige meiner Mitschülerinnen.

8:05 Der Fahrstuhl erreicht nun endlich den Keller und gibt den Blick auf unsere in ihm beförderte Schulleitung frei. Von hinten kommt währenddessen unsere Mastermitschülerin dazu (Diejenige, die unsere Klasse davon abhält im Chaos zu versinken, als einzige den Beamer und den dazugehörigen Laptop bedienen kann und auch sonst einfach immer den Plan hat) und verbreitet eine schlechte Nachricht: Gestern hat keiner von uns den Schlüssel unseres Klassenraumes beim Pförtner abgegeben.
Unsere Schulleitung muss zwar auf Station ein Examen abnehmen, leiht uns dennoch großzügig ihren Schlüssel.

8:09 Wir halten an jeder Etage und kommen endlich an. Schon vor 10 min hätte der Unterricht beginnen sollen. Wie gut, dass auch unsere Dozentin noch nicht eingetroffen ist.

8:12 Die Dozentin für das Stillen kommt. 7 von 15 Schülerinnen sind da- ein ziemlich guter Schnitt

8:15 Unser Blondchen trifft ein und findet aus Versehen den Schlüssel des Klassenraumes, als sie sich einen Kaffee machen will. Wer hat den bloß in in die Küche gelegt?

8:30 12 von 15 Schülerinnen sind da. Wir erhalten ziemlich guten Stillunterricht, saugen den Vortrag quasi auf. Ich bin wirklich froh an einem Stillfreundlichen Krankenhaus zu lernen und von IBCLBLBLBLCs (*hüstel* Stillberaterinnen) ausgebildet zu werden. Klingt das jetzt sarkastisch? Ich meine es tatsächlich so. Was ich da so an Still-Praxis auf den Wochenbettstationen der anderen Klinik erlebt habe, ist es nicht wert beschrieben zu werden. Gut, dass wir es gleich anders lernen.

9:00 Auch die letzten beiden unseres Kurses, berüchtigt für ihr Zuspätkommen, sind eingetroffen.

9:45 Thema Adoption, ziemlich interessant und durchaus auch ein Aufgabengebiet der Hebammen, denn Adoptiveltern können ebenso Hebammenhilfe in Anspruch nehmen. Leider ist der Vortrag ziemlich trocken und als ich meinen Blick durch den Raum schweifen lasse, sehe ich wie es den anderen dabei geht. 3 lernen Anatomie, 2 halten sich mühevoll vom Einschlafen ab, 4 spielen mit ihren I-Phones und der Rest beschäftigt sich mit Stadt-Land-Fluss. Lediglich die ganz fleißigen und ehrgeizigen bei uns bemühen sich um Aufmerksamkeit, indem sie im Takt des Sprech-Rhythmus der Dozentin mitnicken.

Falls sich nun der Eindruck einschleicht, wir wären unhöflich und faul, so kann ich diesen Vorwurf nicht komplett von der Hand weisen. In der letzten Schulwoche eines 4-wöchigen Blockes werden wir meistens träge und wissen doch, dass alles was wir lernen examensrelevant ist. Gut, dass wir uns in der Erwachsenenbildung befinden und uns regelmäßig in Lerngruppen treffen.
Ich spiele mit meiner Sitznachbarin Schiffe versenken, während ich mit einem Ohr dem Vortrag lausche.

11:15 Mittagspause- Unverschämt früh, aber wir haben uns daran gewöhnt, stellen wir uns mit knurrendem Magen als die Ersten in der Cafeteria an. Wie immer gibt das obligatorische Nasenrümpfen über das Angebot. Nachtisch und Salat sind jedoch super, dazu esse ich Nudeln und Spinat. Unschlagbar günstig für 1,45 Euro, auch dank der selbst zu bestimmenden Portionsgröße.

12:15 Weiter geht's, wir sind 13 von 15, warten auf die Dozentin einer großen Firma, die naturheilkundliche Medikamente verkauft- eigentlich sollte sie uns etwas über Anthroposophische Medizin in der Geburtshilfe erzählen, was ein ziemlich spannendes Thema verspricht. Wenn sie doch nur auftauchen würde.

12: 45 Die klassischen Zuspätkommer sind inzwischen erschienen, nur die Dozentin fehlt weiterhin. Die Hebammenschule ist ja aufgrund des Examens des Oberkurses nicht besetzt, sodass wir auf Station anrufen und um Gehör bitten.

13:00 Unsere Schulleitung kommt, weil die Prüfung momentan eh stockt, die Frau stillt noch ihr Baby.
Zerknirscht stellt sie fest, dass sie vergessen hat, den Termin zu bestätigen. Sympathisch chaotisch, so mögen wir es!

13:15 Der Versuch eine alternative Aufgabe zu beschaffen scheitert, also verlassen wir um 13:20 die Frauenklinik. Schon das 3. Mal die Woche 3 Zeitstunden zu früh.

Ihr seht, bei uns wird alles recht locker gehandhabt. Wir schreiben kaum Klausuren und wenn, dann auf eigenen Wunsch, um für das Examen zu lernen. Außerdem läuft es dann meist so, dass wir sie auch selbst korrigieren.
Uns wird sehr viel Freiraum gelassen, wir kriegen nie Hausaufgaben.  Außerdem wird auf unsere individuellen Persönlichkeiten und Schwierigkeiten sehr viel wert gelegt:  Mit jedem erdenklichen Problem können wir zu unserer Leitung kommen, die uns dann mit einem Kaffe und 'nem Zigarettchen empfängt, um gemeinsam die Probleme zu lösen- Egal ob privater Art, oder die Ausbildung betreffend.

Dafür aber ist es oft sehr unstrukturiert und chaotisch, wir müssen selber sehen, dass wir rechtzeitig lernen und sind für vieles selbst verantwortlich. Ich zum Beispiel lerne oft schlechter, wenn ich nicht den Druck einer Klausur habe- andererseits ist dann aber das, was ich wirklich lerne auch in meinem Kopf- statt auf ein bestimmtes Datum ausgerichtet.

Wie geht es euch? Ich würde mich freuen einige Erfahrungsberichte anderer Schulen lesen zu dürfen und freue mich über jeden Kommentar.

Dienstag, 26. Oktober 2010

Twitter

Unter http://twitter.com/Hevianna findet ihr mir mich nun auch weitere mehr oder weniger spannende Alltagsdinge posten.
Ich würde mich freuen, wenn ihr auch da mal vorbeischaut.

Montag, 25. Oktober 2010

Ausversehen auf die Katze gekommen

Alles fing mit einem eigentlich harmlosen Treffen an, eine Freundin fragte mich ob ich spontan Lust auf einen Kaffee hätte. Trotz meines Zustandes nach Nachtdienst und den mageren 3 Stunden darauffolgenden Schlafes sagte ich zu.
Ich schlürfte den Milchschaum meiner heißen Schokolade, das Gespräch plätscherte so vor sich hin, bis meine Freundin Mieke ihre Tasse abstellte, mir tief in die Augen sah und sich räusperte. Das konnte nichts Gutes verheißen...
Sie erzählte mir von lautem, anhaltenden Geschrei in der Nachbarswohnung einer Leipziger Freundin, die sie über das Wochenende besucht hatte- Und Mieke, immer unterwegs um die Welt zu retten, klingelte an eben dieser Tür, hinter der sich das vermeintliche Drama abspielte. Es öffnete ihr eine betagte Dame mit weißen Löckchen und nettem Lächeln.
Die Ursache des kläglichen Geschreies war auch bald gefunden: Eine kecke, aber leider ziemlich schwache Katze...
Mieke-Immer-Im-Dienst fühlte sich sogleich verantwortlich und als die alte Dame dann auch noch sagte, sie wolle diese Katze nicht weiter besitzen, es sei ihr zu viel Arbeit und zum Katzenklo bücken sei gar nicht mehr möglich, konnte sie nicht widerstehen. Sie telefonierte mit der Tochter der Dame und nahm die halbverhungerte Katze nach einigen Formalitätsklärungen kurzerhand mit.
Die Katzendame wurde daraufhin provisorisch bei einem kettenrauchenden Langzeitstudenten untergebracht.
"Die Katze muss ins Tierheim, wenn sie keiner will- dabei ist sie doch sooo süß" und andere herzerweichende Argumente durfte ich mir anhören und meine Bedenken wegen eventueller Tierarztkosten und der Verantwortung wurden geschickt gegen die Wand argumentiert.
In dem Moment wo ich mir sie "wenigstens mal ansah", war dann klar, dass ich aus der Nummer nicht mehr rauskam.
Einen Rundumcheck beim Tierarzt später und die Katze zog ein.

Nun lebe ich mit einer kleinen verfressenen 7-jährigen Terroristin in einer Wohnung. Sie heißt Ulrike und schläft nicht mehr in meinem Bett, sondern ich werde großzügig in ihrem geduldet.
Sir kriegt rohes Fleisch, weil das am artgerechtesten ist, auch wenn ich dafür einmal im Monat 3 Stunden in der Küche stehe und schneide und einfriere- wovon sie unglaublicherweise schon 150 gr zugenommen hat und nun gar nicht mehr mager aussieht. Fressen könnte sie tatsächlich den ganzen Tag von morgens bis Abends. Schade, dass mein Mitbewohner und ich gar nichts auf ihre diesbezügliche Jammerei geben, zum Glück miaut sie nur, statt wie in Leipzig zu schreien.

Ulrike wohnt jetzt hier.

Mittwoch, 22. September 2010

Kreißsaalgeschichten

Ich bin endlich, endlich, endlich mal wieder im Kreißsaal eingesetzt. Das ist wirklich Sensation, denn das letzte Mal richtig dort war ich vor einem Jahr, knapp nach Beginn der Ausbildung, unsicher und eingeschüchtert von den dortigen Abläufen und meiner Unwissenheit. Die Unwissenheit ist noch nicht wesentlich besser geworden, aber einige kleine Fortschritte sind zu erkennen. Wurde mir im ersten Jahr stellenweise weder das richtige Anlegen eines CTGs (Herzton- und Wehenschreiber) zugetraut, so lässt man mir bereits bei der Ambulanz freie Hand. Begrüßung, Anamnese oder sogar das Ausfüllen der Akte, Urin stixen, Fundusstand und Leopold, sowie das obligatorische CTG anlegen werden mir überlassen- natürlich immer in Absprache mit der Diensthabenden.

Auch wenn es sicherlich noch die komplette Zeit meines Einsatzes dauern wird, der da übrigens durch eine Woche Osnabrück zum Studium auf knappe 3 Wochen verkürzt wurde, bis ich einen ungefähren Überblick habe... Und bis dahin muss ich möglichst viele Eindrücke und Routineabläufe mitnehmen, denn:
Ich bin tatsächlich vor dem 3. Lehrjahr nicht mehr im Kreißsaal- dafür in diesem letzten Jahr dann aber soviel, dass ich gut eingearbeitet bin.

Jetzt gerade schlage ich mich mit meinen ersten Dammschützen durch. Dammschütze beinhalten das Bremsen des Köpfchens beim Durchtritt und das "Halten" des Dammes unterhalt des Vaginal-Ein(bzw Aus-)ganges, über dessen Sinn sich die Experten uneinig sind. Man versucht jedenfalls eventuellen Rissen entgegen zu wirken, indem man ein Tuch dagegen hält.
Theoretisch haben wir das im Unterricht auch schon besprochen, allerdings immer von der Rückenlage der Frau ausgehend- allgemein ist jedoch bekannt, dass aufrechte Geburtspositionen sehr viel natürlicher sind und auch viele Gebärende den Drang verspüren sich zu bewegen, statt liegend an das Bett gefesselt zu sein. Und weil wir ein ach so alternatives Krankenhaus sind, kann es schon einmal passieren, dass Frauen auf dem Hocker, im Stehen oder in einem Vierfüßlerstand (kniend und auf dem abgestützten Händen) gebären.
So auch bei mir:

Ich betreute den ganzen Morgen eine drittgebärende Chinesin, die toll mit den Wehen zurecht kam. Ich massierte sie in der Badewanne, ging mit ihr spazieren und beantwortete ihre vielseitig interessierten Fragen ( "Wenn der Kopf von dem Kind so stark drückt an welcher Stelle vom Becken ist es dann?") Auch ihr Mann kam einige Stunden später dazu und gesellte sich zur lustigen Fragestunde, nur, dass er sich eher technisch in unsere Geräten verliebte. "Dieses CTG ist ja sehr neu: Wie funktioniert die Übertragung auf das Papier?"
Nebenbei ging der Muttermund immer weiter auf und weil es bei Mehrgebärenden schon mal schneller gehen kann, als man so denkt, machte ich auch noch Überstunden, um sie zuende betreuen zu können.
Sogar noch in den Presswehen behielt sie ihren Humor, machte Scherze und wünschte sich auf dem Hocker zu gebären.
Inzwischen war der Schichtwechsel und eine andere Hebamme kam mit dazu. Ich raunte ihr zu, dass dies mein erster Dammschutz sei und in völliger Ruhe erklärte sie mir alles, während ich doch merkte, wie meine Hände zu zittern begannen. Auch die hockende Postition auf dem Boden vor dem Hocker machte sich in meinen Oberschenkelmuskeln bemerkbar.
Die letzten Presswehen folgten sehr schnell übereinander und als sich der Kopf  in meine Hände schob, war klar dass wir es in allerletzter Sekunde auf den Hocker geschafft hatten- . Ein tolles Gefühl diesen geborenen Kopf unter meinen Handschuhen zu spüren und zu sehen, wie das Kind bereits seine Augen öffnete.

Meine Lieblingsdoktorin Jammertal kam dazu, hielt sich ganz abseits und gerade als die Hebamme ansetzen wollte mir zu erklären, wie es nun weiter geht, hielt ich plötzlich das komplette Kind in Händen. Es kam gerade so heraus geschossen- entgegen aller Gesetze der langsamen Drehung zur Schultergeburt.
Die Plazenta kam  regelrecht wenige Minuten später, Damm und Scheide stellten sich als intakt heraus, also ohne jegliche Verletzungen.
Außerdem gab keinerlei medizinische Intervention, nicht einmal ein Venenzugang, oder  sonstige "Manipulation" an Frau oder Geburtsvorgang!

So kann es weiter gehen, zum Beispiel in meinem Spätdienst heute...

Freitag, 13. August 2010

Nachtrag

Heute morgen dann die erneute Überraschung bei den Nachbarn. Zum großen Mama-Buchsbaum gesellten sich insgesamt 6 Babybuchsbäume in Plastikteracottatöpfen. Alle sind schön auf der Fensterbank aufgereiht und umrahmen einen künstlichen Kranz, der das Fenster ziert.
Hauptsache den lieben Nachbarn gefällt's.
Ich sollte ja auch nicht zu weit ausholen, denn mein schwarzer Daumen ist weitreichend: Lediglich eine Pflanze überlebt seit Jahren in meiner Obhut. Weil sie auf meinem Schreibtisch steht und die Anzeige mir sagt, wann sie gegossen werden muss. Ich gebe es ja zu, das ist vielleicht genau so traurig, wie die Plastikparade gegenüber.

Demnächst dann auch zur Abwechslung mal wieder Hebammenthemen, versprochen!

Mittwoch, 4. August 2010

Kurioses aus dem Alltag

Momentan mache ich ein Praktikum bei einer freiberuflichen Hebamme in meiner Heimatstadt und bin für 5 Wochen wieder bei meinen Eltern eingezogen. Sie besitzen eine Doppelhaushälfte mit winzigem Garten in einem der Spießerviertel, wo die Nachbarn dicke BMWs fahren und bei der großen Firma der nahen Stadt in Manager-Positionen arbeiten. Heute morgen traf ich meine Nachbarin und es entwickelte sich ein sehr wunderliches Gespräch.

Nachbarin: "Oh hallo Hevianna. Sieh mal, was ich hier habe"
Die Nachbarin verschwindet hinter der Haustür und kommt etwas später mit verschiedenen Pflanzen in ihrer Hand wieder.
Hevianna: "Aha." 
Nachbarin: "Uns sind ja immer die Pflanzen vertrocknet, weil wir keine Zeit haben, sie zu gießen, also habe ich dieses hier gekauft. Die sind doch wohl wirklich schön, oder?"
Hevianna: IIIh, die sind ja aus Plastik. Nee, diese Künstlichkeit find ich zum Kotzen.  Ähm..Hm... Ja, Plastik ist nicht so meine Welt.
Nachbarin: "Aber der Buchsbaum sieht doch so echt aus. Und die Kakteen erst. Man kann es gar nicht erkennen."
Hevianna: "Doch kann man, sieht kacke aus.  Naja... Wenn ihr das schön findet, ist das ja ganz nett. Und kaputt gehen wird der wohl nicht"
Nachbarin: "Hat auch nur 100 Euro gekostet alles zusammen. Aber nicht, dass mir der Baum geklaut wird, ich nehme den jetzt nachts immer rein und stelle ihn morgens wieder raus."

Toll, da wohnen wir schon in einem Viertel, wo NIE etwas passiert... Vielleicht hat sie aber auch nur Angst, dass meine Mutter und ich denselben entfernen. Dabei würden wir das doch nun wirklich nicht tun. Geht doch nichts über eine gute Nachbarschaft, die unsere Blumen gießt, wenn wir im Urlaub sind.

Über ein Goldlilyleben

Aufgrund zahlreicher Nachfragen kommt hier der Erfahrungsbericht zu meiner Spirale, die nun immerhin schon fast 2 Monate liegt.
Und noch immer habe ich ein Lächeln auf den Lippen, wenn ich daran denke, wie ich sie von Doktorin Jammertal gelegt bekam:
Nachts in der Ambulanz mit einer Studentin, die ebenfalls an einer Spirale interessiert war und sich "das Ganze einmal ansehen wolle" fanden wir uns ein, mit dem Nervenkitzel der Heimlichkeit.
Die Doktorin war auch sichtlich nervös, sie hatte zwar schon Spiralen gelegt, jedoch keine Goldlily und auch noch nicht bei einer Frau, mit der sie sich "emotional im Kontakt" befindet... Ich war aber ziemlich locker und traute ihr ein solches Unterfangen durchaus zu- bis ich dann auf dem Stuhl lag, inklusive der Bedienungsanleitung in meiner Hand und laut vorlas, wie sie mit dem Goldstückchen umzugehen hatte, da fürchtete ich einen kurzen Moment. Zurück wollte ich nicht, also hieß es vertrauen und nicht verkrampfen.
 Ein großer Spaß, erst die Sondenmessung bei meiner nach hinten gekippten Gebärmutter (retroflektiert, die meisten Uteri sind anteflektiert), dann die Vorbereitung der Spirale ("Ziehen sie die Clip vorsichtig nach unten und stellen ihn auf die eben gemessene Länge ein"), dann das Einführen der Lady (die Sondenmessung war übirgens sehr viel unangenehmer) und zum Schluss das Ausklappen der Ärmchen.
Dann ein Ultraschall hinterher und siehe da: Alles sitzt, wo es soll.
Ich merkte lediglich wie das schon vorher dagewese Menstruationsziehen zunahm und die Blutung stärker wurde. Die Doktorin bereitete mich darauf vor, dass das Fremdkörpergefühl noch einige Tage bleiben könnte, bis der Uterus sich gewöhnt hat- und dass meine Mensbeschwerden mehr werden könnten, als ich es kennen würde.
 Nichtsdestotrotz ist das Legen kein sehr angenehmes Gefühl und ich musste den ein oder anderen Schmerz veratmen. Insgesamt dauerte die Prozedur nicht länger als 3 min nach der Desinfektion und dem Einlegen der Specula. Es war wirklich auszuhalten.
Ich stand aber tatsächlich etwas wackelig auf den Beinen und nahm abends dann doch noch eine 400er Ibuprofen, um schlafen zu können. Weitere Schmerzen verspürte ich nicht und auch am nächsten Tag ging es mir gut.
Lediglich vor der folgenden Periode spürte ich ein mir bisher unbekanntes, zeitweilig unangenehmes Ziehen, so als würde ich die Lily in mir spüren können- jedoch ist dies nur 2-3 Mal pro Tag und geht schnell wieder vorbei. Ich habe nicht einmal feststellen können, dass meine Blutung stärker ist, nach 4 Tagen bin ich wie gewohnt damit durch. Und auch die 2. Regelblutung begann mit diesem Ziehen und schränkte mich in keiner weiteren  Weise ein- ich bin positiv überrascht. Das gelegentliche Ziehen verschwindet, sobald ich aufhöre zu bluten.
Die Rückholfäden hat Fr. Jammertal extra lang gelassen, sie piksen weder, noch stören sie mich oder meinen Partner. Und obendrein fühle ich mich sehr viel sicherer, als ich es jemals mit der Pille gewesen bin. Habe ich etwa meine Verhütungslegasthenie ausgetrickst? ;)

Ich liebe die Goldlily und es war die richtige Entscheidung für diese Art der Verhütung.
Allerdings habe ich auch schon von anderen Frauen gehört, dass sie sehr viel stärker bluten und ihre Tage länger haben, als vorher. Auch von verrutschten Spiralen ist die Rede; meine jedoch sitzt wo sie soll.

Noch ein kleines Schmankerl am Rande: Ich wollte die Lage noch einmal von einer Fachärztin, also meiner Gyn überprüfen lassen, die dafür 15 Euro Selbstzahlerultraschallgebühr nehmen wollte. Da ich jedoch momentan 300 km entfernt bin, rief ich bei einem hiesigen Gyn an, der dafür doch tatächlich 35 Euro berechnet. Aber nicht mit mir, da warte ich doch lieber wieder bis ich zurück bin, zumal ich an den Fäden ja ganz gut erkennen kann, dass sie noch ist, wo sie soll.
Ich rate euch diesbezüglich, auch bei mehreren Ärzten anzufragen, wieviel sie für das Legen und insbesondere der Kontrollultraschalluntersuchungen nehmen. Preisvergleichen lohnt sich.
Bei meiner Gyn hätte es übrigens 150 Euro für das Legen gekostet und die Lily an sich schlägt mit 80 Euro zu Buche, wenn man die "Goldlily exclusive" nimmt, die bis zu 10 Jahren liegen bleiben kann.

Hausarbeit im doppelten Sinne

oder auch neudeutsch Prokrastination. Oder auch das Aufschieben in Folge einer Erledigungsblockade, im speziellen bei mir ausgelöst durch eine Hausarbeit, die ich für mein Studium in Osnabrück anfertigen musste.
Diese sollte in Zusammenarbeit mit einer Mitschülerin geschrieben werden und uns so veranschaulichen, wie man richtig recherchiert und eine Studie analysiert.
Unser Thema, selbstverständlich geburtshilflich relevant, stand ziemlich schnell fest, sodass wir uns zielgerichtet auf  die Recherche konzentrierten. (Also eigentlich vor dem Einschlafen noch mal eben schnell die Suchmaschinen mit Schlagwörtern gefüttert haben - oder beim Essen- oder wenn man sowieso gerade surfte).
Die Partnerarbeit beschränkte sich auf die tabellarische Darstellung des Rechercheweges und ein gemeinsames Fazit, der Mittelteil bestand aus der Analyse jeweils einer Studie zum besagten Thema, die wir einzeln fertig stellten.
Wir schrieben in genau dieser Zeit von der Schule aus eine große Klausur,  das Arbeiten neben der Arbeit (Zum Glück ja kein Schichtdienst, weil OP, aber trotzdem 40 Stunden die Woche) auf das Lernen von Gesetzeskunde und der Hebammen-Gebührenverodnung beschränkte- also ganz blödes, stupides Lernen von Dingen, die man später in der Freiberuflichkeit sowieso wieder nachlesen muss.
Im Endeffekt blieben dann noch 2 Wochen für die Hausarbeit, zusätzlich erschwert, da meine Mitschülerin eine 5 jährige Tochter hat und somit auch familiär ziemlich eingebunden war.
Letztlich trafen wir uns dann und schrieben innerhalb weniger Stunden (ich glaube es waren 3) nach einem anstrengenden OP-Tag unsere gemeinschaftlichen Texte, nachdem wir uns darüber einig waren, hauptsächlich bestehen zu wollen, statt die 1,0 anzustreben. Den Rest des Tages verbrachten wir dann am See in der bratenden Sonne und genossen unsere Freizeit.
Es galt für mich nun die 3 Seiten zu meiner Studie zu verfassen, eine Leichtigkeit eigentlich.
Setzte ich mich an den Schreibtisch, fielen mir sofort 100 Aktivitäten ein, die auch auch noch erledigen muss. Freunde riefen häufiger als sonst üblich an, überredeten mich zum Eisessen und Schwimmen, ich verspürte den nicht aufzuschiebenden Drang Mails zu beantworten und mich bei alten Bekanntschaften zu melden. Ging joggen, weil ich ja schon so lange nicht mehr war und spazieren, weil es ja sooo gut ist mal wieder raus zu kommen.
 Als ich mir dies irgendwann nicht mehr plausibel erklären konnte, verhängte ich mir eine Ausgangssperre um endlich einmal zum Arbeiten zu kommen.
Aber ha! Ich hätte nicht mit den ausgeklügelten Methoden meines Gehirnes zur Rationalisierung gerechnet, denn dann begann ich mit der Hausarbeit, um es meinem neuen Mitbewohner schön zu machen. Ich putze hinter dem Kühlschrank, wischte die Fliesen im Bad, staubte meine Regale samt Bücher ab und schrieb..... nichts.
Wie ich mich auch wendete und stemmte, immer schien etwas anderes wichtiger zu sein, als die blöden Dammschnitte, von deren Folgen meine Studie handelte.
Letztlich kam mir mein Verhalten derart lächerlich vor, dass ich mich an den Schreibtisch setzte und innerhalb weniger Stunden  meinen Anteil verfasste und wir die Hausarbeit einen Tag vor dem Abgabedatum abschicken konnten. Yay!

Übrigens nahm ich mir eine Woche später Zeit zum aufräumen. Ratet, was ich stattdessen tat:

Genau, ich sortierte meine Schulsachen und lernte die Physiologie der Niere.

Samstag, 19. Juni 2010

Fliegen im Hand-OP

Nicht nur eine... Nein, gleich 4 Stück! 3 richtig große, fette Brummer und eine kleine Fruchfliege. Natürlich helle Panik beim operierenden Personal.
Alle halten inne, verfolgen die Fliegen mit den Augen und sehen mich erwartungsvoll und hektisch an. "Tu doch endlich was!" Aber guter Rat ist teuer, denn Insektenspray gehört nicht zum Inventar. Vor dem geistigen Auge sehen wir uns neue Siebe öffnen, sterile Kittel anziehen und den Zeitplan dahinschwinden. Schließlich wurde die Planung doch tatsächlich an den Fußballfreitag angepasst äh...war es doch so ein großes Glück, nach 13 Uhr niemanden mehr operieren zu müssen, wo doch das Spiel um 13:30 begann.

Aber dann die Lösung: Dr. Zucchini (mein neuer Liebling) sieht hinüber zu einer Dose mit Sprühpflaster und ich verstehe. Nun jage ich Fliegen wild sprühend hinterher. Die Idee ist super, nur die Umsetzung schwierig, da ich ja auf keinen Fall jemanden unsteril machen darf in dieser Enge. Leider sind auch die Viecher hartnäckiger, als gedacht.

Hups, da habe ich doch glatt noch den Chef erwischt, der in meiner Schussbahn sitzt. Immerhin mit Erfolg und ohne seine Sterilität zu gefährden: Eine Fliege gibt auf, die zweite folgt und liegt mit verklebten Flügeln auf dem Boden. Inzwischen fängt die Anästhesie auch an mit dem Sprühen, ich wechsele ebenfalls hinters Tuch und wir erlegen unter lautstarken Anfeuerungsrufen des Personals die restlichen zwei Plagegeister. Man kann übrigens nicht einfach um den Tisch herum gehen, sondern muss den Raum verlassen und am Kopfende durch eine Tür gehen, um wieder zum Patienten zu kommen. (Nur damit ihr eine Vorstellung von den Platzverhältnissen dort habt).
Die Fruchtfliege wird noch elegant vom Anästhesisten zwischen Daumen und Zeigefinger zerquetscht und die Jagt damit als beendet erklärt.

Die Patientin hat übrigens nur eine lokale Anästhesie und freut sich so sehr über die Abwechslung, dass sie vor Lachen bebt und erst einmal wieder beruhigt werden muss, bevor es weiter gehen kann.

Fußball haben wir dann doch noch rechtzeitig ansehen können, mit dem Gyn-OP und diversen Mitarbeitern der Zentrale, die wie durch ein Wunder (ja, ist klar) ebenfalls nicht mehr am Tisch stehen mussten.

Nur die arme Putzfrau, die hatte keinen Spaß, denn Sprühpflaster klebt wie nichts Gutes.




Dienstag, 15. Juni 2010

OP-Sklavin

...so fühle ich mich zumindest momentan. Ich bin seit 2 Tagen für einen 4 wöchtigen Einsatz im OP.


Eigentlich im Gynäkologischen, aber weil der Handchirurgische Saal sich auf der selben Etage befindet, wird dort regelmäßig das hiesige Personal hingesandt, um auszuhelfen. So kam auch ich in das Vergnügen dort direkt als Springer eingesetzt zu werden, als der einzige OP-Pfleger bereits steril eingewaschen war und die für diese Aufgabe ursprünglich vorgesehene Schwester mal eben in den entfernten Sectiosaal ausgeliehen wurde.

Wohlgemerkt, es handelte sich um meinen zweiten Tag in einem völlig fremden OP, welcher übrigens vor mehreren Jahren lediglich als Übergangslösung geplant war und dementsprechend eingerichtet ist- auf kleinstem Raum vollkommen chaotisch und unübersichtlich.
Dafür aber mit super Personal, denn mein Lieblingsanästhesist (mir bekannt von diversen PDAs) sah mir direkt über dem Tuch entgegen und spielte ein wenig Kasperle-Theater mit einer Larynx-Maske, verbreitete heitere Stimmung und nahm mir den Großteil meines Unwohlseins der neuen Situation gegenüber.

Man eröffnete mir, ich solle für eine Athroskopie, eine Spiegelung des Handgelenkes mittels einer kleinen endoskopischen Kamera, die Aufgabe des Springers annehmen: Alles anreichen, was fehlt- kleinere Botengänge ausführen, ans Telefon gehen Dokumentation, etc.

Der vor Ironie und Sarkasmus sprudelnde, italienische Azt Dr. Giovanni Zucchini versicherte mir aber glaubhaft, wir würden das Kindchen schon schaukeln.Ich solle mir keine Gedanken darüber machen, dass das mein erstes Mal sei, schließlich wüsste ich ja nicht nur wie die Kinder zur Welt kommen, sondern auch wie sie entstehen und da habe ich es ja auch überstanden. Jaja, gleich einen typischen Spruch kassiert... Ich konterte zum Glück ordentlich und ich wurde entspannter.
Er winkte mich dann gleich mit einer heroischen Bewegung an den Tisch und zeigte mir, wie man den Arm blutleer streicht, damit man eine bessere Sicht auf das Gelenk hat, wenn er mit der Kamera eingegangen ist. Wirklich spannend, denn die Hand sieht aus, als sei sie ein Präparat, oder aus Wachs.
Die OP begann und ich konnte sogar die Zeiten in den PC eingeben, pflegte den Nachweis über alle bei der OP genutzten Materialien (zum Glück hatte man mir dies bereits gestern im Gyn-OP gezeigt) und ich machte auch sonst bemerkenswert wenige Fehler, abgesehen von einem kleinen Irrtum, als ich den Chef der Medizinischen Klinik mit dem Anästhesiepfleger verwechselte, der seine Nase in den Saal streckte. Das passiert mir hoffentlich nicht nochmal!

Ich lief hauptsächlich Slalom um die sterilen Bereiche und suchte und suchte… Ständig musste ich nachfragen, was ich holen solle, da ich Dr. Zucchini oft nur sehr schwer verstand und das Nachfüllmaterial leider im Nebenraum gelagert wird, sodass mir außer dem Anästhesisten niemand helfen konnte. Ich stand zum Beispiel vor dem Riesenschrank voller Nahtmaterial und vergaß schon aus der Tür heraus welchen Faden ich holen sollte(noch kompliziertere Namen kann man sich wirklich nicht ausdenken)- also wieder rein und nachfragen- bis ich immerhin die richtige Firma mit der richtigen Stärke gefunden hatte, um dann festszustellen, dass es auch noch verschiedene Nadelstärken gibt. Ich sehne jetzt schon den Tag herbei, an dem ich einigermaßen Überblick haben werde (Hoffentlich nicht erst in der letzten Woche) und nicht jeden Schrank 3 mal öffnen muss.
Als Belohnung durfte ich am Ende der chirurgischen Maßnahmen sogar unter Anleitung den Arm eingipsen, weil aus der bloßen Arthroskopie dann doch ein Schnitt mit Schraubeneinlage wurde.

Dr. Zucchini verabschiedete sich am Ende des Tages übrigens mit Handschlag und fragte, ob ich seiner 16 jährigen Tochter einige Fragen beantworten könne, sie wollte auch Hebamme werden. Er würde auch Kuchen und Kaffee mitbringen.

Hachja, Handop ist echt nicht die schlechteste Wahl!

Donnerstag, 20. Mai 2010

Die Suche nach dem geeigneten Mitbewohner

Meine Mitbewohnerin Frl. Unstet wird Ende des Monats ausziehen. Mit Kisten und Katzen verlässt sie diese studentische (nicht gerade massenkompatible) Wohnung und bringt mich damit in die Misere einen neuen Mitbewohner suchen zu müssen.
Und ich sage euch eines: Ich hasse es!
Eigentlich wollte sie mit mir gemeinsam in eine neue Wohnung ziehen, in eine mit richtigem Boden (wir haben hier eine Art Pressspan, lackiert, und  meiner Meinung nach auch ziemlich ansehnlich und einzigartig im Vergleich zum 0815 Laminat) und Vermietern, die nicht jeden Cent 4 Mal umdrehen.
Da ich mich hier durchaus sehr wohl fühle, entschied ich aus Vernunfts- und Geldgründen unsere Wohnung nicht zu verlassen und sie unterschrieb, nach dem Hin- und Her der letzten Monate, sehr überstürzt einen neuen Mietvertrag. Ein komisches Gefühl wird es sicher sein, hier ohne das Frl. und die Katzen zu leben, schließlich haben wir uns vor 1 1/2 Jahren gemeinsam eingerichtet und uns trotz einiger Differenzen (unter anderem fast 13 Jahre Altersunterschied) wirklich gut verstanden.

Hatte ich schon einmal, oder gar zweimal erwähnt, wie sehr ich diese Aufgabe des Suchens unter diesem Zeitdruck hasse?
Ich hasse es, Leute durch meine Räume zu führen, die gleiche Leier abzuspulen, auf die gleichen Fragen zu antworten, obwohl ich bereits an der Tür erkannt habe, dass ich mir ein Zusammenleben mit dieser Person schwer vorstellen kann. Ich versuche aber mich zur Ordnung zu rufen, jedem eine Chance zu geben und nehme mir Zeit für ein längeres Gespräch. Gar nicht so schlecht, stellte ich fest und freute mich dann doch über die skurrilen Charaktere und die lustigen Unterhaltungen.

Zum einen war da ein Psychiater aus Saudi-Arabien, welcher mir glaubhaft versicherte, dass ich bestimmt kein psychisches Problem habe, er aber jederzeit bereit sei mir zu helfen, wenn es dann doch dazu kommen würde. Ich war kurz versucht ihm von meiner Depression zu berichten, aber als er mir erzählte, er würde täglich mehrere Stunden duschen und dafür selbstverständlich finanziell aufkommen, entschied ich mich für die Variante: Nett lächeln und immer freundlich winken.
Abgelöst wurde er von einem sehr zielstrebigen Kandidaten, der, kaum bat ich ihn herein, die Wohnung regelrecht erstürmte. Ich folgte der wirbelnden Staubwolke und kam weder dazu, ihm etwas zu den jeweiligen Zimmern zu erklären, noch ein paar Fragen zu seiner Person zu stellen. Zum Glück verließ er mich auch genau so schnell, wie er gekommen war und machte Platz für das Kuriosum Nr.3 : Den Mathematiker.
Der Mathematiker, ich schätze ihn auf Anfang 30, wurde von seiner Mami mehr, oder weniger aktiv dazu gebracht das elterliche Nest zu verlassen und flügge zu werden. Ganz die liebende Mutter riet sie ihm zu einer WG mit weiblichen Mitbewohnern, da dann die Umgewöhnung nicht ganz so schwer werden würde. Mutterersatz für verwöhntes Muttersöhnchen? Nein, Danke!

Zwischendrin auch Lichtblicke, sehr angenehme Menschen, die sich dann aber entweder für eine andere Wohnung entschieden, oder aus diversen Gründen für ein Zusammenwohnen nicht in Frage kamen.

Inzwischen verzweifele ich ein bißchen und fürchte, dass es niemanden gibt für mich und diese Wohnung. Nur noch ein Herr erscheint vielversprechend unkompliziert- Leider braucht dieser bis zum 30. Bedenkzeit und sieht sich noch einige WGs an. Ein paar Besichtigungstermine habe ich ja auch noch in der Warteschleife...

Will nicht einer von euch einziehen?

Sonntag, 16. Mai 2010

Worte zum Morgen

Endlich ein freies Wochenende, endlich wieder tanzen gehen!
Ich legte mich um 21 Uhr hin, stellte den Wecker optimistisch eine Stunde später, quälte mich dann aber doch erst um 1 Uhr aus dem Bett und begab mich müde und schlecht gelaunt in die hiesige Lokalität, wo ich eine gute Freundin traf und mit ihr den den Großteil der Nacht verbrachte.
Es waren eigentlich noch sehr viel andere Menschen da, mit denen ich mich unterhalten oder tanzen wollte, aber es war zu spät, als ich mich zu ihnen gesellte- Der Alkohol hatte die Macht übernommen und wer noch nicht nach Hause gegangen war, stand knutschend in irgendwelchen Ecken... Darunter meine momentane Affaire und ein Mann, mit dem ich sehr gerne zusammen gewesen wäre, welcher mich jedoch nicht wollte. Das hob meine Laune auch nicht wirklich.

Ich bin konsequenterweise unter Berücksichtigung meiner ersten Regel "Bleibe niemals, wenn du eigentlich fahren willst, nur eines anderen wegen", leider jedoch unter Missachtung von Regel zwei "Wenn Du dich schon nicht geißeln willst, weil derjenige eine andere küsst, dann verabschiede dich in Würde" nach Hause gefahren und liege nun mit einem schalen Gefühl im Bett. Hellwach, wohlgemerkt.

Immer diese Grübelei, immer dieses "hätte/wäre/wenn".

Aber je mehr ich darüber nachdenke:

Ich bin nun seit einem Jahr in keiner festen Beziehung mehr und habe mich die letzten Monate sehr auf einzelne Menschen fixiert und endete in Sackgassen, weil diese mich nicht wollten und ich wohl auch zu viel erwartete.
Darunter litt auch mein Selbstwertgefühl...
Momentan erlebe ich diese Affaire, ein "Beweis" dafür, dass es doch noch Männer auf dieser Erde zu geben scheint, die mich nicht abweisen, sondern sich gar für mich interessieren. Wenn ich diesen Satz lese, wirke ich sehr viel komplexbehafteter, als ich bin- oder gerne wäre. Ich brauchte Bestätigung und es ist wunderbar, wie sich daraus etwas entwickeln konnte. Eine Beziehung (keine Liebesbeziehung, einfach eine Beziehung zwischen zwei Menschen), basierend auf größtmöglicher Ehrlichkeit. Und genau daraus habe ich etwas gelernt:

Letztlich lebe ich für mich selbst, ganz in Ruhe und in dem festen Glauben, dass ich wieder jemanden lieben kann, weil ich mich selbst liebe.
Ich möchte nicht abhängig sein und meinen Wert darüber definieren, ob ich für andere Menschen sexuell in Frage komme, oder sie eine Partnerschaft mit mir wollen.

Und damit gebe ich nun offiziell das aktive Suchen nach einer Partnerschaft auf und vertraue auf den Zufall und arbeite an der Basis:
Der Liebesbeziehung zu mir selbst.




Da liegt noch ein langer Weg vor mir.

Montag, 10. Mai 2010

Verhütungskompromisse

Die Verhütung ist etwas, das nicht ohne Kompromiss zu gehen scheint.
Kondome sind obligat (zumindest sollten sie es sein) bei One-Night-Stands, das ist keine Frage- was aber wenn es darüber hinaus geht?

Erinnerungen an meine Anfänge:
Ich war 15, hatte einen Freund und ging zur Frauenärztin, welche mir nach kurzer Rücksprache die Pille verschrieb. Damit gehörte ich dann dazu, zu dem vorher so mystischen Kreis derer, die schon so unglaublich erwachsen und reif waren. Ich nahm sie, weil alle sie nahmen und nicht einmal verschiedene Zysten und der damit verbundene mehrfache Wechsel des Präparats ließen mich stutzig werden.
Es schien nur diese einzige Methode zu geben, sicher zu verhüten.

Dann aber, als ich eine Beziehung zu einer Frau begann, setzte ich die Pille nach 5 Jahren Einnahme ab. Mit Staunen nahm ich die Veränderungen meines Körpers wahr; ich hatte weder die so gut bekannten starken Menstruationsbeschwerden, noch verschlimmerte sich meine Depression zum Ende des Zyklus hin.
Und plötzlich war sie da, die Libido. Lange vermisst, nie wirklich gefühlt bahnte sie sich einen Weg in mein Leben, als eine große Bereicherung für mein weibliches Empfinden.
Dadurch wurde mir klar, in wie weit die Hormone meinen Körper auf eine sehr subtile Weise verändert hatten.
Wenige Monate später, nachdem sich auch männerbezogene Libido einstellte (eine weitere große Überraschung) suchte ich eine Gyn-Praxis auf und erntete ungläubiges Kopfschütteln, als ich den anscheinend völlig abwegigen Wunsch nach einem Diaphragma äußerte.  "Sie wollen wirklich eines? Nehmen Sie doch lieber diese Pille, die ist ganz niedrig dosiert! In 2 Monaten sitzen Sie hier und heulen, weil Sie schwanger sind."
Zum Glück hatte ich mich im Vorfeld sehr gut informiert und passte mir das Dia im Endeffekt dann selbst an.
Hat man einmal gelernt, wie man es richtig einsetzt dauert es keine 10 Sekunden, fast weniger als ein Kondom überzustreifen. Der kleine Zwischenfall auf einer Toilette in meiner liebsten Kölner Lokalität wird mir jedoch in Erinnerung bleiben. Gerade mit Milchsäure-Gel eingeschmiert und streng nach Regel dasselbe auch großzügig auf den Rand aufgetragen, flutschte es über den ganzen hygienisch sehr unattraktiven Boden in den Vorraum.
Ich erlag die nächsten Minuten einem Lachanfall und brauchte zwei weitere Versuche (die ich jedoch noch vor dem Boden abfangen konnte), bis es endlich dort saß, wo es hin sollte. Jaja, ich habe es natürlich ordentlich gesäubert!

Schade lediglich, dass ich auf solch eine Ablehnung von verschiedenen Ärzten stieß, nicht mehr hormonell verhüten zu wollen, bis ich eine Gyn fand, die Verständnis dafür aufbrachte. Dennoch fragten ihre Sprechstundenhilfen regelmäßig, wieso ich denn bloß nicht mit Pille verhüte, dies sei doch so einfach und unkompliziert.

Versteht mich bloß nicht falsch, ich verurteile niemanden dafür, wenn sie die Pille nimmt. Ich würde mir lediglich eine bessere Aufklärung über die möglichen Nebenwirkungen wünschen. Frauen sollten sich bewusst sein, dass es zum Beispiel nicht immer die bessere Möglichkeit ist auf den Nuva-Ring umzusteigen, wenn sie 6 andere Hormon-Präparate auch schon nicht vertragen haben. Oder aber, dass die ständigen Blasenentzündungen sehr wohl dort ihre Ursache haben könnten, ebenso wie die ständige Migräne, oder die schlimmen Stimmungsschwankungen nach der Einnahmepause... Und es dürften ruhig mehr Frauenärzte ihre Augen und Ohren dafür öffnen, wenn es nach meinem Geschmack geht.

Ist es vielleicht, weil Frauen unter hormoneller Verhütung jedes halbe Jahr in die Praxis kommen, um ein neues Rezept zu holen? Oder weil es so einfach ist und das Aufklären über alternative Verhütungsmethoden so viel Zeit in Anspruch nimmt?

Aber auch das Diaphragma war nicht die Lösung meiner Verhütungsgeschichte. Jetzt, da ich in einer regelmäßigen polygamen Beziehung ohne Liebe, aber mit Gefühl bin suche ich nach etwas, das ich nicht immer von meiner Wohnung in die andere transportieren muss.

Und nun lasse ich mich also "vergolden", werde mit der Goldlily verhüten, einer Spirale aus Gold und Kupfer, die zum einen verhindert, dass die Gebärmutterschleimhaut sich genügend aufbaut und zum anderen die Spermien durch die Kupferionen lähmt.
Ich habe länger darüber nachgedacht, wie es wohl ist einen Fremdkörper in sich zu haben und ob es für mich tragbar ist, wenn ein Ei im Eileiter möglicherweise befruchtet wird, sich jedoch nicht in der Gebärmutter einnisten kann.
Für mich persönlich beginnt diese Grenze der Schwangerschaft mit der Nidation (Einnistung) und in dem Moment kann ich auch eine Spirale akzeptieren.
Noch Ende dieses Monats werde ich mir die Goldlily (der Name klingt irgendwie nach niedlichem Kuschelspielzeug) einsetzen zu lassen.
Und zwar von einer befreundeten Gynäkologin, der Doktorin Jammertal, in der hiesigen Ambulanz, wenn sie Dienst hat. Das Ganze wird wohl zu einer Nacht und Nebelaktion werden, vielleicht sogar mit einem hohen Spaßfaktor.

Freitag, 7. Mai 2010

Hebammenschülerinnen studieren in Osnabrück

Tatsächlich, ich bin nun auch Hebammenstudentin und beginne den hochtrabend klingenden Bachelor of science in midwifery.
Das Ganze findet ausbildungsbegleitend statt und bedeutet, dass wir pro Semester eine Woche vor Ort verbringen und eine Hausarbeit als Prüfungsleistung schreiben. Am Ende heißt es dann noch einmal 1 1/2 Jahre Vollzeitstudium, in dessen Verlauf die Bachelorarbeit verfasst werden sollte.
Wir 11 Hebammenschülerinnen unserer Schule machten uns diesen Montag auf den Weg, um das Abenteuer zu wagen, das bisher erst 1 Jahrgang vor uns begann. Alles ist also neu, auch für die Fachhochschule, die Dozentinnen (übrigens auch alle Hebammen) und organisatorisch nicht immer perfekt eingespielt. Dies allein versprach schon spannend zu werden.
Ein Großteil unserer Gruppe mietete sich für die Zeit des ersten Moduls in einem Backpacker-Hostel ein. Wir residierten dort in einem 10-Bett Zimmer mit wunderschön idyllischer Fliesenoptik und dem Charme qietschender Metallstockbetten, die wohl jedem aus der Zeit der Grundschul-Klassenfahrten bekannt sein sollten.
Auch die im Preis inbegriffenen Peeling- Duschen waren nicht zu verachten:
1 Minute duschen und schon verlässt jede noch so hartnäckige Hautschuppe ihren angestammten Platz, um sich im haarigen Ausguss niederzulassen. Versprochen, die Haut sieht danach wirklich rosig aus! Ist allerdings die Minute um, sollte man fluchtartig das nasse Terrain verlassen, bevor das zarte rosa in brennendes Rot übergeht. Pech, wer da noch seine Haare waschen will.
Alternativ stand auch noch eine andere Kabine zur Verfügung, die jedoch immer als erste besetzt war, sodass wir uns dort teilweise zu dritt tummelten. Keine falsche Scham, man ist schließlich Hebammenschülerin und kennt sich mit der Anatomie aus. Da kann man ja gleich mal die Muttermünder der anderen tasten, zu Übungszwecken versteht sich.
Naja, man könnte, wenn man wollte.

Bevor ich mich hier in Details verliere, berichte ich lieber noch ein wenig von dem Studium an sich.
70 Schülerinnen auf einem Haufen in einem Raum für höchstens 50 Personen, der erste Tag begann chaotisch. Ein hin- und her laufender Bienenschwarm versucht Tische und Stühle zu besorgen, während wir uns in einer der hinteren Reihen nieder ließen (Wieso verfällt man eigentlich so schnell in seine alten Rollen aus der Gymnasialzeit?).
Schon bei der Einführung wurde schnell klar, was uns blüht: Unsere Dozentin erzählt von sich. Sehr gerne, die ganze Zeit und immer wieder. Und so sehr man auch aus dem Erfahrungsschatz der Hebamme schöpfen kann, wollen wir doch eigentlich etwas über das wissenschaftliche Arbeiten lernen. Da war die Motivation noch hoch.
Leider verlor sie immer wieder ihren Faden und eine Geschichte ging in die nächste über, während das Skript zur Nebensache wurde (So wie ich, eigentlich wollte ich ja auch nur über das Studium schreiben *hüstel*).
Aber von ihrem Fach hat sie wirklich Ahnung und versteht es uns neben den Ausführungen einen ersten Einblick über das Studium an sich und das Interpretieren von Fachtexten zu geben.
Auch Fachenglisch und das kritische Lesen von Studien stellte sich als ein sehr interessantes Themengebiet heraus.

Ingsgesamt waren die Vorlesungen wirklich gut geplant!

Wäre da nicht die schlechte Akkustik und das latente Summen der gesprächsfreudigen Mitschülerinnen, das unweigerlich zum Abschalten führte.
Diverse Penisse wurden in die Unterlagen der Nachbarin gemalt, Zettelchen hin und her geschrieben, diejenigen mit den I-Phones gaben 1/4 stündlich die neuen Zahlen der Hebammenpetition heraus. Ach, es sind 100.000 Dinge, mit denen man sich beschäftigen kann, wenn es doch soo anstrengend ist, die Stimme der Dozentin heraus zu hören und konzentriert den Ausführungen über irgendwelche Studien zu folgen.

Die Zeit nach der FH verbrachten wir hauptsächlich mit Essen in den ungesundesten Formen und mit Schlafen. In der Jugendherberge angekommen legten wir uns zuerst hin, um ein bißchen "Bubu" zu machen, oder zu lesen. So für 3 min, bis es schwarz wird hinter den Lidern.
Wir hofften auf diese Art fit zu werden für den Geburtstag von Mitschülerin Locke. Aber nichts da, um 23 Uhr lagen wir erneut in den Betten und verschliefen den Beginn des Ehrentages in dem Versprechen das Feiern am nächsten Tage nachzuholen.
Weit gefehlt, wir alle aßen am folgenden Abend Unmengen an Tapas und Aioli, tranken den ein oder anderen Cocktail und lagen wieder um 23 Uhr im Bett.Mit schwerem Magen und vielleicht ein bißchen betrunken verfolgte keiner von uns das von Blondchen angestellte 3 Fragezeichen Hörbuch länger als 5 Minuten.
Nur Blondchen hielt tapfer durch und wartete auf den Befehl einer von uns, sie könne ausmachen, bis sie eine Stunde später verzweifelt fragte (sie hatte den Rekorder direkt neben ihrem Bett und hörte es dementsprechend laut, damit wir am anderen Ende des Raumes auch etwas hätten mitbekommen können), ob denn noch jemand wach sei.

Weiter ging es am nächsten Morgen mit den Vorlesungen über Internet-Recherche und StudIP im Computerraum (es dauerte auch hier keine 5 Minuten, da waren fast sämtliche Schülerinnen bei StudiVZ online- Woher haben Hebammenschülerinnen eigentlich ihren guten Ruf?) Dennoch erledigten wir pflichtbewusst all die uns gestellten Aufgaben und wühlten uns durch diverse Datenbanken.


Erwähnenswert ist übrigens auch Pillow-Joe (der Blondchens noch nicht bezogenes Kopfkissen klaute und so zu seinem Namen kam), welcher morgens mit offenen Augen eine 3/4 Stunde in seinem Bett lag und beobachtete, wie wir uns fertig machten. Wir vermuteten ein "Roncalli-Zelt" unter seiner Bettdecke als Ursache.
Armer Pillow-Joe, der hoffentlich nicht mitbekommen hat, worüber wir nach dem Schließen der Hostel-Tür in schallendes Gelächter ausbrachen.




Warum eigentlich dieses Studium? 120 Euro pro Semester plus die Kosten in Osnabrück.
Für einen Bachelor, der in anderen Ländern sowieso nicht uneingeschränkt anerkannt ist, da es nur 6 Semester Studienzeit sind?!
Stellen für Bachelor-Hebammen gibt es noch nicht, weil es noch keine Bachelor-Hebammen gibt. Habe ich Vorteile denen gegenüber, die schon 1 1/2 Jahre mehr Berufserfahrung nach dem Examen haben? Kann ich mit diesem Abschluss überhaupt etwas anfangen?

Ich möchte lernen. Ich möchte meine Möglichkeiten erweitern und vielleicht zur Hebammenforschung beitragen. Ich bin noch jung und möchte die Chancen nutzen, die mir zur Verfügung stehen.

Ich bin gespannt auf die Entwicklung hier in Deutschland und froh ein Teil davon zu sein.

Freitag, 16. April 2010

Am Ende des Tages...

...stelle ich seit 2 Wochen immer wieder das Gleiche fest: Ich habe nichts geschafft. Nun gut, ich bin krank- aber nicht so sterbenskrank, dass ich dies ohne ein schlechtes Gewissen zelebrieren könnte.
Unter anderem ist mein Zimmer nicht aufgeräumt. Es gibt auch keine Schleichwege um die klischeehaften Haufen aus Wäsche, Büchern, Zeitschriften und CDs mehr- denn diese sind inzwischen von unglaublichem Ausmaß und verteilen sich dadurch großflächig über die gesamte Bodenfläche meines immerhin über 24 Quadratmeter großen Zimmers.
Ähm... War das da jetzt frische Wäsche? Und wenn ja, was zur Hölle machen die dreckigen Socken darin? Apropos Socken, ich habe weder zusammen passende, noch gleichfarbig unterschiedliche.
Aber ich hab die Lösung: Einfach alles, das nach Wäsche aussieht in die Waschmaschine zu schmeißen. Wird schon! Und prompt ist da wieder ein bißchen Platz. Herrlich!

Erst mal ein Nickerchen von 2 Stunden, so viel Anstrengung bin ich nicht mehr gewohnt (Mit Schrecken denke ich an die 8 Stunden Dienste in naher Zukunft- hoffentlich bin ich dann fitter).

Und weiter geht's in die Küche. Eigentlich nicht mein Bier, denn meine Mitbewohnerin, das Frl. Unstet, ist dran mit Putzen. Welch "Unglück", dass gerade heute unsere Therme gewartet wurde und der Gas-Wasser-Installateur sämtliche Einrichtungsgegenstände mit einem feinen, äußerst hartnäckigen Film aus Rußpartikeln überzogen hat. Mein Geschirr steht da auch noch irgendwie herum und wie ihr es euch sicher vorstellen könnt, habe ich auch noch keinen Zentimeter davon abgewaschen. 3 Teller sollten mich wohl nicht überfordern. Eigentlich.

Und das liebe Lernen. Steht doch im Mai eine Klausur über das Hebammengesetz und über die Wochenbettbetreuung an.
Och..Ich glaube dafür bin ich nun wirklich zu krank.


Aber, ich habe etwas geschafft heute, ich kann es kaum fassen. *Traraa* und *Tusch*, bitte verneigt eure Häupter vor meiner Leistung! (auch wenn das irgendwie gar nichts mit meinen Alltagsaufgaben zu tun hat).

Ich bin nun nämlich Besitzerin eines Organspendeausweises! Und dem nicht genug, ich habe mich auch gleich noch bei der Deutschen Knochenmarksspender Datei registriert.
Ha! Wenn das mal nichts ist.


P.S. Ich habe sogar Lappen heraus geholt und eine halbe Stunde lang den Küchenboden auf Knien geschrubbt, um meiner Mitbewohnerin etwas Arbeit abzunehmen, freundlich wie ich bin. - da sieht man mal wieder für was die ganze Übung im Putzen von der Pflegestation gut ist.

Donnerstag, 15. April 2010

Résumé Pflegestation II

Meine eitrige Angina stellte sich als Pfeiffersches Drüsenfieber (E-B-V) heraus, ich bin auch noch die nächste Woche krank geschrieben und mehr oder weniger ans Bett gefesselt. Immerhin habe ich Zeit für mich, sofern ich nicht damit beschäftigt bin zu schlafen, oder darüber nachzudenken, wie ich meinen menschlichen Bedürfnissen nachkommen kann, ohne mich zu bewegen. Gott sei dafür gedankt, dass meine Freundin Gynäkologin ist, schon mal EBV hatte und direkt im Krankenhaus gegenüber arbeitet. (Sie hat es übrigens im ersten Versuch geschafft mir an einer noch nicht durchstochenen Stelle einen Zugang zu legen...). Obendrein ist sie natürlich auch *hust* optimal dafür geeignet, dass ich nicht die Apotheke aufsuchen muss.
Jedenfalls habe ich nun alle Möglichkeiten der Welt mich diesem Blog zu widmen und die Liste der gelernten Dinge aufzustellen:


Ich muss eigentlich gar nicht genau über die Reihenfolge nachdenken, Platz 1 ist sowas von eindeutig:

Punkt 1: Urin Dauerkatheter(DK)legen. Ein durchaus wichtiger Punkt, da Frauen bei der Sectio (Kaiserschnitt) immer einen bekommen, in unserem Haus von der Hebamme. Wie schön wäre es gewesen, dies auch bei Frauen üben zu können- nicht eine einzige Gelegenheit. Dafür gab es aber Männer- Und nicht nur einen, sondern gleich 24 Stück, bei denen ich glorreich beim jeweils ersten Versuch den Katheter "versenkte".
Was ich als Hebamme und Frau damit für meine Zukunft anfangen soll, weiß ich noch nicht genau. Falls ihr Anregungen diesbezüglich habt, dann immer her damit!
Punkt 2: Das Jonglieren von Bettpfannen und das Putzen von Spülräumen.
Punkt 3: Essen anreichen, in den verschiedensten Formen, von zerhackt über püriert bis hin zu dementen Herren, die eigentlich gut selber essen konnten. "Gestern haben Sie mich doch auch gefüttert, Schwester!" Und noch viel schlimmer ist das Verabreichen von 243.491 Tabletten, die unbedingt mit dem Essen gegeben werden müssen und auf keinen Fall nicht genommen werden dürfen. Koste es so viel Aufwand, wie es wolle.
Ich weiß auch nicht, wie die Herrschaften es immer wieder schaffen, die liebevoll unter dem Kartoffelpüree versteckten Tabletten fein säuberlich in der Wangentasche aufzubewahren, während alles andere brav geschluckt wird.
Hm... Vielleicht ist das doch eher ein Punkt für die "Ich-kann-nicht-Liste".
Punkt 4: Geduld. Auch bei Patient Ichklingeldieganzezeitwillabernichtsvonihnen konnte ich nach dem 32. Mal (Strichliste an der Zimmertür) hinein gehen und ihn lächelnd fragen, ob ich etwas für ihn tun könne.
Punkt 5: Der Stress auf der Wochenstation ist gar nichts gegen den Stress auf der Pflegestation.
Punkt 6: Ärzte können nett, interessiert und zuvorkommend sein! Und stellen sich mit Handschlag vor. Liebe Gynäkologen, wie wäre es, wenn ihr euch davon mal eine Scheibe abschneidet? (Wobei ich natürlich auch nicht alle schlecht machen möchte)
Punkt 7: Ich kann meine Grenzen erkennen und sogar einige Schritte darüber hinaus gehen.
Punkt 8: Lagern von Patienten, egal wie schwer sie sind.
Punkt 9: Es gibt funktionierende Teams im Krankenhaus, die nicht zerfressen sind von Intrigen, Unmut und Lästereien.
Punkt 10: Sterbebegleitung. Das hat mich sehr bereichert, aber dazu sicherlich noch einen gesonderten Artikel.
Punkt 11: Subcutane und Intramuskuläre Injektionen (Yay! So viel gespritzt hab ich noch nie und endlich fühle ich mich sicher.)

Vom Bewerben

Als ich beschloss Hebamme zu werden, sah ich mich mit vielen Problematiken konfrontiert. Da war zum einen die vermeintliche Schwierigkeit ein Praktikum zu kriegen, um meinen Wunsch zu festigen; als auch die Frage, was danach kommt- hört und liest man doch überall davon, wie schwer es ist an einer der knapp 60 Schulen in Deutschland einen Platz zu bekommen.
Ich fing mit ersterem an und bekam gleich in beiden Kliniken, bei denen ich wegen eines Praktikums im Kreißsaal anfragte, einen Platz zugesagt. Was ich dafür getan habe? Nichts, außer anrufen, eine kurze Bewerbung schreiben und einen guten Eindruck beim "Vorstellungsgespräch" zu machen. Dazu sei gesagt, ich trug meine Haare damals ungebändigt, ungekämmt und sehr "verwurschtelt", von meinem auffälligen Lippenpiercing ganz abgesehen.
Ich entschied mich erst 8 Wochen in einer Klinik mit Maximalversorgung und den Rest der verbleibenden Zeit, bis ein Platz an einer Schule, oder eine alternative Lösung gefunden wäre, in einer kleinen Klinik mit 400 Geburten pro Jahr zu absolvieren.

Das war der erste Schritt auf dem Weg voller Unsicherheit, wie es mit meiner Zukunft weiter gehen würde.

Ich machte sehr schöne, sehr aufwühlende, aber durchweg prägende Erfahrungen in beiden Kliniken und wusste nun, dass ich wirklich Hebamme werden will.
Es ist ja doch immer ein großer Unterschied zwischen der "romantischen Vorstellung" und der Klinik-Realität im Schichtdienst.
Also begann ich mit meinen ersten Bewerbungen, nachdem ich es endlich schaffte mich durch das Dickicht der unterschiedlichen Bewerbungszeiträume und den unterschiedlichen Anforderungen zu schlagen. (Eine beglaubigte Geburtsurkunde für eine einzige Bewerbung! Wäre ich nicht geboren worden, könnte ich mich wohl auch nicht bewerben. Und wenn es den Damen dort so wichtig ist, wieso reicht dann nicht zuerst eine Kopie, um dann bei einer Zusage dieselbe in beglaubigter Form zu beantragen?! Da ich weit entfernt von meiner Geburtstadt lebe kostete es mich 7 Euro plus Porto plus Gebüren).

Ich schrieb mehrere Bewerbungen, erhielt EBs, die ich wie kleine Schätze in meiner Schreibtischschublade sammelte. Eigentlich enthalten die nicht mehr Information, als dass die Bewerbung vollständig eingegangen ist. Dennoch, ich freute mich jedes Mal, wenn keine direkte Absage kam.
Sehnsüchtig wartete ich auf den Briefträger, las im Forum von verschickten VSGs(Vorstellungsgesprächen)...und wartete....und wartete...und wartete... Der Postbote machte es mir auch nicht sonderlich leicht und kam sicher nur um mich zu quälen meist gegen 15 Uhr. Ich beneide diejenigen, die schon in der Früh wissen, dass es mit der Hibbelei für den Tag nun vorbei ist.
"Frau Hevianna, es ist ein großer Umschlag, tut mir leid". Ich sah den Poststempel einer nah gelegenen Hebammenschule und die Trauer machte sich in mir breit. Was kann ein großer Umschlag schon Gutes bedeuten? Ich spürte sogar meine Bewerbungsmappe durch das Papier.
"Wolln Sie denn gar nich ufmachen?" Bevor ich den Umschlag in die Mülltonne pfefferte, überlegte ich es mir doch noch einmal anders und wollte wenigstens den Grund der Absage erfahren.
Aber dann! Was für eine Überraschung, denn in meiner Mappe befindet sich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Ich kann mein Glück kaum fassen. Die erste verschickte Bewerbung gleich ein VSG!

Dienstag, 13. April 2010

Venenfreuden

Aufgrund einer seit mehreren Wochen verschleppten eitrigen Angina und der bislang wirkungslosen Antibiotikatherapie musste ich gestern erneut zu meiner Hausärztin und neben Abstrichen auch noch eine Blutabnahme über mich ergehen lassen.
Ich bin da ja ein bißchen gebeutelt und sah schon kommen, was kommen musste, als die Sprechstundenhilfe staute und nach kurzem Tasten fragte, ob ich mit der Problematik vertraut sei.
"Frau Hevianna, Sie haben ja wirklich ganz schlechte Venen. Da mag ich gar nicht rein stechen. Ich hole mal lieber die Frau Doktor".
Ich hielt das jedoch nicht zwingend für die beste Idee, da die Sprechstundenhilfen ja doch meist mehr Erfahrung haben, als die Ärzte, die schon seit Jahren aus dem Krankenhaus-Blutabnehm-Alltag heraus sind.
Das bekannte Spiel folgt, Sprechstundenhilfe und Ärztin wechseln sich ab: Wärme, stauen, auf die Vene klopfen und mutig stechen. Fehlversuch-mal wieder.
Ach, ich weiß warum ich es so hasse und selber ein Problem damit habe, Blut bei anderen abzunehmen...

Nach dem 5. Stechversuch dann endlich ein Lichtblick auf dem Handrücken. Jetzt nur noch den nötigen Milliliter zusammen kriegen.
"Das sieht ja richtig schlecht aus, das wird ein dicker, blauer Fleck", grummelt die Ärztin.
Aber immerhin reicht es aus und ich verlasse die Praxis mit 6 Pflastern, ganz viel Angstschweiß und einem gelben, ziemlich ungeliebten Zettel.
Ich nehme mir vor Punkt 1 der ungelernten Dinge in Angriff zu nehmen! Wirklich! Ganz sicher!
Ähm... bald.

Freitag, 9. April 2010

Résumé Pflegestation

Es ist geschafft, die ganze operative Pflege meiner Ausbildung liegt nun hinter mir und es ist an der Zeit ein Fazit zu ziehen.

Was ich nicht gelernt habe:

1. Blut abnehmen (Meine eigene Schuld, ich hätte wohl Gelegenheiten gehabt mit der Famulantin mitzugehen und zu üben)
2. Die Haare eines bettlägerigen Patienten zu waschen, ohne dabei eine mittelmäßige Überschwemmung zu veranstalten (Es gibt spezielle Becken, deren Benutzung mir mehrfach gezeigt wurde- Hevianna aber schaffte es mindestens das Bett zu fluten und feierte sich, wenn dabei der Boden trocken blieb. Trockenshampoo ist das Stichwort, wie zu erwarten aber zu teuer und das Pflegepersonal kann diese Aufgabe ja ach so gut an Pflegehelfer, Schüler und Praktikanten weitergeben)
3. Auf Mundatmung umzustellen, wenn etwas unangenehm riecht. Ich habe dann immer das Gefühl, den Geruch zu verschlucken- Und Luft anhalten wird auf Dauer auch ziemlich unangenehm...
4. Meine Gesichtszüge zu kontrollieren, als Patient GegenüberverstrahltundaufC2Entzug mir freudestrahlend mitteilte, er habe nun endlich sein großes Geschäft auf dem Toilettenstuhl verrichtet. Leider war eben dieser Stuhl ohne den dazu gehörigen Eimer und Hevianna musste den Fußboden sauber wienern.
5. Ohne Angst auf den Flur zu treten, wenn es klingelt, aber niemand anderes vom Personal aufsteht. Es kann eigentlich immer nur etwas schlimmes sein. Zum Beispiel: Schwester, ich habe ins Bett gemacht/gekotzt/geblutet. Alternativ: Schwester, ich bin fertig mit meinem Geschäft auf wahlweise Steckbecken/Toilettenstuhl/oder Schutzhose. Aber welch Erleichterung, wenn es nur heißt: Schwester, können Sie mein Kopfteil verstellen/das Fenster aufmachen...
6. Funktionierende Kugelschreiber und/oder eine Pulsuhr in der Kitteltasche zu haben, wenn man sie gerade dringend braucht.

Dies lässt sich wohl noch beliebig erweitern, aber bevor ich ganz deprimiert über dieser Liste hänge, werde ich sie lieber um das Gelernte erweitern, sobald ich Zeit dafür finde.

Sonntag, 14. März 2010

Arbeitsmoral

Die Ausbildung zur Hebamme ist aufgeteilt in Theorie- und Praxisblöcke, in dem Verhältnis 1:2. Die Praxis leisten wir sinnigerweise hauptsächlich im Kreißsaal und auf der Wöchnerinnenstation ab, wäre da nicht die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung, die Einsätze in Kinderklinik, OP und auf Pflegestationen vorsieht. Letzteres umfasst insgesamt 320 Stunden, von denen ich bis Ostern noch ewig erscheinende 160 auf einer Diabetes-Station abzuleisten habe. Diabetes an sich ist ja spannend und auch für meinen Beruf durchaus wichtig. Dennoch begleite ich lieber stundenlang eine Geburt, massiere den Rücken und gebe Stillhilfe, als den ganzen Tag XXL-Windeln, entschuldigt: Schutzhosen zu wechseln, Nachtstühle abzuwaschen und schwere Patienten zu lagern. Und das bei hauptsächlich alkoholkranken Patienten (Deren Aufkommen im Moment laut Stationsleitung außergewöhnlich hoch sein soll).
Ich bin jedes Mal ehrlich erstaunt, wie eine Krankenschwester diese sehr anstrengende Arbeit Tag für Tag ausführen kann und ziehe meinen Hut. Ich bin unfassbar ungeeignet für diesen Beruf. Wirklich!

Und überhaupt, wo ist denn bloß meine Motivation? Eigentlich ist es großartig, dass ich als Schülerin so viel Zeit habe mich mit den alten Menschen zu unterhalten, Geschichten aus vergangener Zeit zu hören, Menschen menschlich sein zu lassen und vor allem ganz viel über den Körper im Verlauf des Lebens zu lernen. Dennoch fällt mir der Gedanke an morgen sehr schwer. Werde ich es schaffen, mein Gesicht nicht zu verziehen, wenn mich etwas ekelt? Immer wieder die selben Geschichten der dementen Dame anhören und dabei lächeln damit sie sich freut, obwohl sie so undeutlich spricht, dass ich sie kaum verstehen kann?



Hevianna.