Als ich beschloss Hebamme zu werden, sah ich mich mit vielen Problematiken konfrontiert. Da war zum einen die vermeintliche Schwierigkeit ein Praktikum zu kriegen, um meinen Wunsch zu festigen; als auch die Frage, was danach kommt- hört und liest man doch überall davon, wie schwer es ist an einer der knapp 60 Schulen in Deutschland einen Platz zu bekommen.
Ich fing mit ersterem an und bekam gleich in beiden Kliniken, bei denen ich wegen eines Praktikums im Kreißsaal anfragte, einen Platz zugesagt. Was ich dafür getan habe? Nichts, außer anrufen, eine kurze Bewerbung schreiben und einen guten Eindruck beim "Vorstellungsgespräch" zu machen. Dazu sei gesagt, ich trug meine Haare damals ungebändigt, ungekämmt und sehr "verwurschtelt", von meinem auffälligen Lippenpiercing ganz abgesehen.
Ich entschied mich erst 8 Wochen in einer Klinik mit Maximalversorgung und den Rest der verbleibenden Zeit, bis ein Platz an einer Schule, oder eine alternative Lösung gefunden wäre, in einer kleinen Klinik mit 400 Geburten pro Jahr zu absolvieren.
Das war der erste Schritt auf dem Weg voller Unsicherheit, wie es mit meiner Zukunft weiter gehen würde.
Ich machte sehr schöne, sehr aufwühlende, aber durchweg prägende Erfahrungen in beiden Kliniken und wusste nun, dass ich wirklich Hebamme werden will.
Es ist ja doch immer ein großer Unterschied zwischen der "romantischen Vorstellung" und der Klinik-Realität im Schichtdienst.
Also begann ich mit meinen ersten Bewerbungen, nachdem ich es endlich schaffte mich durch das Dickicht der unterschiedlichen Bewerbungszeiträume und den unterschiedlichen Anforderungen zu schlagen. (Eine beglaubigte Geburtsurkunde für eine einzige Bewerbung! Wäre ich nicht geboren worden, könnte ich mich wohl auch nicht bewerben. Und wenn es den Damen dort so wichtig ist, wieso reicht dann nicht zuerst eine Kopie, um dann bei einer Zusage dieselbe in beglaubigter Form zu beantragen?! Da ich weit entfernt von meiner Geburtstadt lebe kostete es mich 7 Euro plus Porto plus Gebüren).
Ich schrieb mehrere Bewerbungen, erhielt EBs, die ich wie kleine Schätze in meiner Schreibtischschublade sammelte. Eigentlich enthalten die nicht mehr Information, als dass die Bewerbung vollständig eingegangen ist. Dennoch, ich freute mich jedes Mal, wenn keine direkte Absage kam.
Sehnsüchtig wartete ich auf den Briefträger, las im Forum von verschickten VSGs(Vorstellungsgesprächen)...und wartete....und wartete...und wartete... Der Postbote machte es mir auch nicht sonderlich leicht und kam sicher nur um mich zu quälen meist gegen 15 Uhr. Ich beneide diejenigen, die schon in der Früh wissen, dass es mit der Hibbelei für den Tag nun vorbei ist.
"Frau Hevianna, es ist ein großer Umschlag, tut mir leid". Ich sah den Poststempel einer nah gelegenen Hebammenschule und die Trauer machte sich in mir breit. Was kann ein großer Umschlag schon Gutes bedeuten? Ich spürte sogar meine Bewerbungsmappe durch das Papier.
"Wolln Sie denn gar nich ufmachen?" Bevor ich den Umschlag in die Mülltonne pfefferte, überlegte ich es mir doch noch einmal anders und wollte wenigstens den Grund der Absage erfahren.
Aber dann! Was für eine Überraschung, denn in meiner Mappe befindet sich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Ich kann mein Glück kaum fassen. Die erste verschickte Bewerbung gleich ein VSG!
Retten wir die Welt?
vor 3 Jahren
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