Montag, 10. Mai 2010

Verhütungskompromisse

Die Verhütung ist etwas, das nicht ohne Kompromiss zu gehen scheint.
Kondome sind obligat (zumindest sollten sie es sein) bei One-Night-Stands, das ist keine Frage- was aber wenn es darüber hinaus geht?

Erinnerungen an meine Anfänge:
Ich war 15, hatte einen Freund und ging zur Frauenärztin, welche mir nach kurzer Rücksprache die Pille verschrieb. Damit gehörte ich dann dazu, zu dem vorher so mystischen Kreis derer, die schon so unglaublich erwachsen und reif waren. Ich nahm sie, weil alle sie nahmen und nicht einmal verschiedene Zysten und der damit verbundene mehrfache Wechsel des Präparats ließen mich stutzig werden.
Es schien nur diese einzige Methode zu geben, sicher zu verhüten.

Dann aber, als ich eine Beziehung zu einer Frau begann, setzte ich die Pille nach 5 Jahren Einnahme ab. Mit Staunen nahm ich die Veränderungen meines Körpers wahr; ich hatte weder die so gut bekannten starken Menstruationsbeschwerden, noch verschlimmerte sich meine Depression zum Ende des Zyklus hin.
Und plötzlich war sie da, die Libido. Lange vermisst, nie wirklich gefühlt bahnte sie sich einen Weg in mein Leben, als eine große Bereicherung für mein weibliches Empfinden.
Dadurch wurde mir klar, in wie weit die Hormone meinen Körper auf eine sehr subtile Weise verändert hatten.
Wenige Monate später, nachdem sich auch männerbezogene Libido einstellte (eine weitere große Überraschung) suchte ich eine Gyn-Praxis auf und erntete ungläubiges Kopfschütteln, als ich den anscheinend völlig abwegigen Wunsch nach einem Diaphragma äußerte.  "Sie wollen wirklich eines? Nehmen Sie doch lieber diese Pille, die ist ganz niedrig dosiert! In 2 Monaten sitzen Sie hier und heulen, weil Sie schwanger sind."
Zum Glück hatte ich mich im Vorfeld sehr gut informiert und passte mir das Dia im Endeffekt dann selbst an.
Hat man einmal gelernt, wie man es richtig einsetzt dauert es keine 10 Sekunden, fast weniger als ein Kondom überzustreifen. Der kleine Zwischenfall auf einer Toilette in meiner liebsten Kölner Lokalität wird mir jedoch in Erinnerung bleiben. Gerade mit Milchsäure-Gel eingeschmiert und streng nach Regel dasselbe auch großzügig auf den Rand aufgetragen, flutschte es über den ganzen hygienisch sehr unattraktiven Boden in den Vorraum.
Ich erlag die nächsten Minuten einem Lachanfall und brauchte zwei weitere Versuche (die ich jedoch noch vor dem Boden abfangen konnte), bis es endlich dort saß, wo es hin sollte. Jaja, ich habe es natürlich ordentlich gesäubert!

Schade lediglich, dass ich auf solch eine Ablehnung von verschiedenen Ärzten stieß, nicht mehr hormonell verhüten zu wollen, bis ich eine Gyn fand, die Verständnis dafür aufbrachte. Dennoch fragten ihre Sprechstundenhilfen regelmäßig, wieso ich denn bloß nicht mit Pille verhüte, dies sei doch so einfach und unkompliziert.

Versteht mich bloß nicht falsch, ich verurteile niemanden dafür, wenn sie die Pille nimmt. Ich würde mir lediglich eine bessere Aufklärung über die möglichen Nebenwirkungen wünschen. Frauen sollten sich bewusst sein, dass es zum Beispiel nicht immer die bessere Möglichkeit ist auf den Nuva-Ring umzusteigen, wenn sie 6 andere Hormon-Präparate auch schon nicht vertragen haben. Oder aber, dass die ständigen Blasenentzündungen sehr wohl dort ihre Ursache haben könnten, ebenso wie die ständige Migräne, oder die schlimmen Stimmungsschwankungen nach der Einnahmepause... Und es dürften ruhig mehr Frauenärzte ihre Augen und Ohren dafür öffnen, wenn es nach meinem Geschmack geht.

Ist es vielleicht, weil Frauen unter hormoneller Verhütung jedes halbe Jahr in die Praxis kommen, um ein neues Rezept zu holen? Oder weil es so einfach ist und das Aufklären über alternative Verhütungsmethoden so viel Zeit in Anspruch nimmt?

Aber auch das Diaphragma war nicht die Lösung meiner Verhütungsgeschichte. Jetzt, da ich in einer regelmäßigen polygamen Beziehung ohne Liebe, aber mit Gefühl bin suche ich nach etwas, das ich nicht immer von meiner Wohnung in die andere transportieren muss.

Und nun lasse ich mich also "vergolden", werde mit der Goldlily verhüten, einer Spirale aus Gold und Kupfer, die zum einen verhindert, dass die Gebärmutterschleimhaut sich genügend aufbaut und zum anderen die Spermien durch die Kupferionen lähmt.
Ich habe länger darüber nachgedacht, wie es wohl ist einen Fremdkörper in sich zu haben und ob es für mich tragbar ist, wenn ein Ei im Eileiter möglicherweise befruchtet wird, sich jedoch nicht in der Gebärmutter einnisten kann.
Für mich persönlich beginnt diese Grenze der Schwangerschaft mit der Nidation (Einnistung) und in dem Moment kann ich auch eine Spirale akzeptieren.
Noch Ende dieses Monats werde ich mir die Goldlily (der Name klingt irgendwie nach niedlichem Kuschelspielzeug) einsetzen zu lassen.
Und zwar von einer befreundeten Gynäkologin, der Doktorin Jammertal, in der hiesigen Ambulanz, wenn sie Dienst hat. Das Ganze wird wohl zu einer Nacht und Nebelaktion werden, vielleicht sogar mit einem hohen Spaßfaktor.

4 Kommentare:

  1. hallo hevianna =)

    einen sehr schönen blog hast du dir hier eingerichtet.
    und ein sehr wichtig thema angesprochen ;) leider wird die pille ja immernoch viel zu selten hinterfragt und alternativen irgendwie nicht als solche wahrgenommen... das war bei mir vor 5 jahren ja auch nicht anders..

    deiner kleinen aufzählung würde ich gerne noch die NFP(natürliche Familienplanung) hinzufügen.
    allerdings ist das wohl eher keine verhütungsmethode, sondern eine technik zur festellung der fruchtbaren zeit aus der heraus dann ein weiteres verhütungsverhalten resultieren kann(z.B. enthaltsamkeit bzw. umstieg auf sexualpraktiken abseits der penetration an gefährlichen tagen ;) oder der einsatz von kondom/diaphragma nur dann, wenn es nötig ist)
    natürliche Familenplanung klingt erstmal immer ziemlich unsicher, ist es aber - konsequent und richtig angewendet - nicht.
    die nfp setzt sich nämlich aus temperaturmessen und schleim überprüfen (bzw. muttermund tasten) zusammen wodurch eine doppelte absicherung besteht.
    seit 25 jahren forscht eine gruppe an der uni düsseldorf(inzwischen heidelberg) dazu und hat spezielle regeln entwickelt, die der nfp - wenn richtig angewendet - einen pearl index von 0,4 bescheren, also die selbe sicherheit wie die pille =).
    allerdings geht dem eben auch immer erst eine auseinandersetzung mit der methode vorraus(das buch 'natürlich und sicher' vom trias verlag ist da wohl die erste empfehlung und recht leicht und schnell zu lesen), als einstieg oder genauere beschreibung könnt ihr mal hier kucken: http://www.mynfp.de/einfuehrung-in-nfp

    vielleicht ist das ja für die ein oder andere eine neue anregung...
    viele grüße aus berlin =)

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  2. Liebe HS,

    danke für Deine Ergänzung, NFP ist tatsächlich auch ein sehr wichtiger Bestandteil er alternativen Verhütungsmethoden!
    Vielleicht werde ich diesem Thema auch noch einmal einen Artikel widmen.

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  3. ich wollte auch auf die symptothermale methode hinweisen, aber das hat ja schon jemand vor mir gemacht;-)
    ich verhüte auch damit (+kondomen in der fruchtbaren zeit) - bisher sehr erfolgreich!

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  4. ok,
    da muss ich gleich mal was fragen, also wenn du das ding schon hast, wie verträgst du es? wieviel kostet so ein Teil eigentlich? Und wie lange kann es drin bleiben?
    Ich bin ja auch noch auf der Suche nach was anderem als Pille und was billigerem als Latexfreie Kondome wenn ich schon einen festen Partner hab :-)

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