Alle halten inne, verfolgen die Fliegen mit den Augen und sehen mich erwartungsvoll und hektisch an. "Tu doch endlich was!" Aber guter Rat ist teuer, denn Insektenspray gehört nicht zum Inventar. Vor dem geistigen Auge sehen wir uns neue Siebe öffnen, sterile Kittel anziehen und den Zeitplan dahinschwinden.
Aber dann die Lösung: Dr. Zucchini (mein neuer Liebling) sieht hinüber zu einer Dose mit Sprühpflaster und ich verstehe. Nun jage ich Fliegen wild sprühend hinterher. Die Idee ist super, nur die Umsetzung schwierig, da ich ja auf keinen Fall jemanden unsteril machen darf in dieser Enge. Leider sind auch die Viecher hartnäckiger, als gedacht.
Hups, da habe ich doch glatt noch den Chef erwischt, der in meiner Schussbahn sitzt. Immerhin mit Erfolg und ohne seine Sterilität zu gefährden: Eine Fliege gibt auf, die zweite folgt und liegt mit verklebten Flügeln auf dem Boden. Inzwischen fängt die Anästhesie auch an mit dem Sprühen, ich wechsele ebenfalls hinters Tuch und wir erlegen unter lautstarken Anfeuerungsrufen des Personals die restlichen zwei Plagegeister. Man kann übrigens nicht einfach um den Tisch herum gehen, sondern muss den Raum verlassen und am Kopfende durch eine Tür gehen, um wieder zum Patienten zu kommen. (Nur damit ihr eine Vorstellung von den Platzverhältnissen dort habt).
Die Fruchtfliege wird noch elegant vom Anästhesisten zwischen Daumen und Zeigefinger zerquetscht und die Jagt damit als beendet erklärt.
Die Patientin hat übrigens nur eine lokale Anästhesie und freut sich so sehr über die Abwechslung, dass sie vor Lachen bebt und erst einmal wieder beruhigt werden muss, bevor es weiter gehen kann.
Fußball haben wir dann doch noch rechtzeitig ansehen können, mit dem Gyn-OP und diversen Mitarbeitern der Zentrale, die wie durch ein Wunder (ja, ist klar) ebenfalls nicht mehr am Tisch stehen mussten.
Nur die arme Putzfrau, die hatte keinen Spaß, denn Sprühpflaster klebt wie nichts Gutes.
Meine Mitschülerinnen und ich lieben deinen Blog! bitte mehr davon ;)
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