Donnerstag, 15. April 2010

Résumé Pflegestation II

Meine eitrige Angina stellte sich als Pfeiffersches Drüsenfieber (E-B-V) heraus, ich bin auch noch die nächste Woche krank geschrieben und mehr oder weniger ans Bett gefesselt. Immerhin habe ich Zeit für mich, sofern ich nicht damit beschäftigt bin zu schlafen, oder darüber nachzudenken, wie ich meinen menschlichen Bedürfnissen nachkommen kann, ohne mich zu bewegen. Gott sei dafür gedankt, dass meine Freundin Gynäkologin ist, schon mal EBV hatte und direkt im Krankenhaus gegenüber arbeitet. (Sie hat es übrigens im ersten Versuch geschafft mir an einer noch nicht durchstochenen Stelle einen Zugang zu legen...). Obendrein ist sie natürlich auch *hust* optimal dafür geeignet, dass ich nicht die Apotheke aufsuchen muss.
Jedenfalls habe ich nun alle Möglichkeiten der Welt mich diesem Blog zu widmen und die Liste der gelernten Dinge aufzustellen:


Ich muss eigentlich gar nicht genau über die Reihenfolge nachdenken, Platz 1 ist sowas von eindeutig:

Punkt 1: Urin Dauerkatheter(DK)legen. Ein durchaus wichtiger Punkt, da Frauen bei der Sectio (Kaiserschnitt) immer einen bekommen, in unserem Haus von der Hebamme. Wie schön wäre es gewesen, dies auch bei Frauen üben zu können- nicht eine einzige Gelegenheit. Dafür gab es aber Männer- Und nicht nur einen, sondern gleich 24 Stück, bei denen ich glorreich beim jeweils ersten Versuch den Katheter "versenkte".
Was ich als Hebamme und Frau damit für meine Zukunft anfangen soll, weiß ich noch nicht genau. Falls ihr Anregungen diesbezüglich habt, dann immer her damit!
Punkt 2: Das Jonglieren von Bettpfannen und das Putzen von Spülräumen.
Punkt 3: Essen anreichen, in den verschiedensten Formen, von zerhackt über püriert bis hin zu dementen Herren, die eigentlich gut selber essen konnten. "Gestern haben Sie mich doch auch gefüttert, Schwester!" Und noch viel schlimmer ist das Verabreichen von 243.491 Tabletten, die unbedingt mit dem Essen gegeben werden müssen und auf keinen Fall nicht genommen werden dürfen. Koste es so viel Aufwand, wie es wolle.
Ich weiß auch nicht, wie die Herrschaften es immer wieder schaffen, die liebevoll unter dem Kartoffelpüree versteckten Tabletten fein säuberlich in der Wangentasche aufzubewahren, während alles andere brav geschluckt wird.
Hm... Vielleicht ist das doch eher ein Punkt für die "Ich-kann-nicht-Liste".
Punkt 4: Geduld. Auch bei Patient Ichklingeldieganzezeitwillabernichtsvonihnen konnte ich nach dem 32. Mal (Strichliste an der Zimmertür) hinein gehen und ihn lächelnd fragen, ob ich etwas für ihn tun könne.
Punkt 5: Der Stress auf der Wochenstation ist gar nichts gegen den Stress auf der Pflegestation.
Punkt 6: Ärzte können nett, interessiert und zuvorkommend sein! Und stellen sich mit Handschlag vor. Liebe Gynäkologen, wie wäre es, wenn ihr euch davon mal eine Scheibe abschneidet? (Wobei ich natürlich auch nicht alle schlecht machen möchte)
Punkt 7: Ich kann meine Grenzen erkennen und sogar einige Schritte darüber hinaus gehen.
Punkt 8: Lagern von Patienten, egal wie schwer sie sind.
Punkt 9: Es gibt funktionierende Teams im Krankenhaus, die nicht zerfressen sind von Intrigen, Unmut und Lästereien.
Punkt 10: Sterbebegleitung. Das hat mich sehr bereichert, aber dazu sicherlich noch einen gesonderten Artikel.
Punkt 11: Subcutane und Intramuskuläre Injektionen (Yay! So viel gespritzt hab ich noch nie und endlich fühle ich mich sicher.)

1 Kommentar:

  1. Du bist die beste! Genau so ist es und Du bringst es auf den Punkt. Ich könnt mich kringeln vor Lachen!
    Herzliche Grüße von einer Leidensgenossin aus dem Saarland!

    AntwortenLöschen