Freitag, 13. August 2010

Nachtrag

Heute morgen dann die erneute Überraschung bei den Nachbarn. Zum großen Mama-Buchsbaum gesellten sich insgesamt 6 Babybuchsbäume in Plastikteracottatöpfen. Alle sind schön auf der Fensterbank aufgereiht und umrahmen einen künstlichen Kranz, der das Fenster ziert.
Hauptsache den lieben Nachbarn gefällt's.
Ich sollte ja auch nicht zu weit ausholen, denn mein schwarzer Daumen ist weitreichend: Lediglich eine Pflanze überlebt seit Jahren in meiner Obhut. Weil sie auf meinem Schreibtisch steht und die Anzeige mir sagt, wann sie gegossen werden muss. Ich gebe es ja zu, das ist vielleicht genau so traurig, wie die Plastikparade gegenüber.

Demnächst dann auch zur Abwechslung mal wieder Hebammenthemen, versprochen!

Mittwoch, 4. August 2010

Kurioses aus dem Alltag

Momentan mache ich ein Praktikum bei einer freiberuflichen Hebamme in meiner Heimatstadt und bin für 5 Wochen wieder bei meinen Eltern eingezogen. Sie besitzen eine Doppelhaushälfte mit winzigem Garten in einem der Spießerviertel, wo die Nachbarn dicke BMWs fahren und bei der großen Firma der nahen Stadt in Manager-Positionen arbeiten. Heute morgen traf ich meine Nachbarin und es entwickelte sich ein sehr wunderliches Gespräch.

Nachbarin: "Oh hallo Hevianna. Sieh mal, was ich hier habe"
Die Nachbarin verschwindet hinter der Haustür und kommt etwas später mit verschiedenen Pflanzen in ihrer Hand wieder.
Hevianna: "Aha." 
Nachbarin: "Uns sind ja immer die Pflanzen vertrocknet, weil wir keine Zeit haben, sie zu gießen, also habe ich dieses hier gekauft. Die sind doch wohl wirklich schön, oder?"
Hevianna: IIIh, die sind ja aus Plastik. Nee, diese Künstlichkeit find ich zum Kotzen.  Ähm..Hm... Ja, Plastik ist nicht so meine Welt.
Nachbarin: "Aber der Buchsbaum sieht doch so echt aus. Und die Kakteen erst. Man kann es gar nicht erkennen."
Hevianna: "Doch kann man, sieht kacke aus.  Naja... Wenn ihr das schön findet, ist das ja ganz nett. Und kaputt gehen wird der wohl nicht"
Nachbarin: "Hat auch nur 100 Euro gekostet alles zusammen. Aber nicht, dass mir der Baum geklaut wird, ich nehme den jetzt nachts immer rein und stelle ihn morgens wieder raus."

Toll, da wohnen wir schon in einem Viertel, wo NIE etwas passiert... Vielleicht hat sie aber auch nur Angst, dass meine Mutter und ich denselben entfernen. Dabei würden wir das doch nun wirklich nicht tun. Geht doch nichts über eine gute Nachbarschaft, die unsere Blumen gießt, wenn wir im Urlaub sind.

Über ein Goldlilyleben

Aufgrund zahlreicher Nachfragen kommt hier der Erfahrungsbericht zu meiner Spirale, die nun immerhin schon fast 2 Monate liegt.
Und noch immer habe ich ein Lächeln auf den Lippen, wenn ich daran denke, wie ich sie von Doktorin Jammertal gelegt bekam:
Nachts in der Ambulanz mit einer Studentin, die ebenfalls an einer Spirale interessiert war und sich "das Ganze einmal ansehen wolle" fanden wir uns ein, mit dem Nervenkitzel der Heimlichkeit.
Die Doktorin war auch sichtlich nervös, sie hatte zwar schon Spiralen gelegt, jedoch keine Goldlily und auch noch nicht bei einer Frau, mit der sie sich "emotional im Kontakt" befindet... Ich war aber ziemlich locker und traute ihr ein solches Unterfangen durchaus zu- bis ich dann auf dem Stuhl lag, inklusive der Bedienungsanleitung in meiner Hand und laut vorlas, wie sie mit dem Goldstückchen umzugehen hatte, da fürchtete ich einen kurzen Moment. Zurück wollte ich nicht, also hieß es vertrauen und nicht verkrampfen.
 Ein großer Spaß, erst die Sondenmessung bei meiner nach hinten gekippten Gebärmutter (retroflektiert, die meisten Uteri sind anteflektiert), dann die Vorbereitung der Spirale ("Ziehen sie die Clip vorsichtig nach unten und stellen ihn auf die eben gemessene Länge ein"), dann das Einführen der Lady (die Sondenmessung war übirgens sehr viel unangenehmer) und zum Schluss das Ausklappen der Ärmchen.
Dann ein Ultraschall hinterher und siehe da: Alles sitzt, wo es soll.
Ich merkte lediglich wie das schon vorher dagewese Menstruationsziehen zunahm und die Blutung stärker wurde. Die Doktorin bereitete mich darauf vor, dass das Fremdkörpergefühl noch einige Tage bleiben könnte, bis der Uterus sich gewöhnt hat- und dass meine Mensbeschwerden mehr werden könnten, als ich es kennen würde.
 Nichtsdestotrotz ist das Legen kein sehr angenehmes Gefühl und ich musste den ein oder anderen Schmerz veratmen. Insgesamt dauerte die Prozedur nicht länger als 3 min nach der Desinfektion und dem Einlegen der Specula. Es war wirklich auszuhalten.
Ich stand aber tatsächlich etwas wackelig auf den Beinen und nahm abends dann doch noch eine 400er Ibuprofen, um schlafen zu können. Weitere Schmerzen verspürte ich nicht und auch am nächsten Tag ging es mir gut.
Lediglich vor der folgenden Periode spürte ich ein mir bisher unbekanntes, zeitweilig unangenehmes Ziehen, so als würde ich die Lily in mir spüren können- jedoch ist dies nur 2-3 Mal pro Tag und geht schnell wieder vorbei. Ich habe nicht einmal feststellen können, dass meine Blutung stärker ist, nach 4 Tagen bin ich wie gewohnt damit durch. Und auch die 2. Regelblutung begann mit diesem Ziehen und schränkte mich in keiner weiteren  Weise ein- ich bin positiv überrascht. Das gelegentliche Ziehen verschwindet, sobald ich aufhöre zu bluten.
Die Rückholfäden hat Fr. Jammertal extra lang gelassen, sie piksen weder, noch stören sie mich oder meinen Partner. Und obendrein fühle ich mich sehr viel sicherer, als ich es jemals mit der Pille gewesen bin. Habe ich etwa meine Verhütungslegasthenie ausgetrickst? ;)

Ich liebe die Goldlily und es war die richtige Entscheidung für diese Art der Verhütung.
Allerdings habe ich auch schon von anderen Frauen gehört, dass sie sehr viel stärker bluten und ihre Tage länger haben, als vorher. Auch von verrutschten Spiralen ist die Rede; meine jedoch sitzt wo sie soll.

Noch ein kleines Schmankerl am Rande: Ich wollte die Lage noch einmal von einer Fachärztin, also meiner Gyn überprüfen lassen, die dafür 15 Euro Selbstzahlerultraschallgebühr nehmen wollte. Da ich jedoch momentan 300 km entfernt bin, rief ich bei einem hiesigen Gyn an, der dafür doch tatächlich 35 Euro berechnet. Aber nicht mit mir, da warte ich doch lieber wieder bis ich zurück bin, zumal ich an den Fäden ja ganz gut erkennen kann, dass sie noch ist, wo sie soll.
Ich rate euch diesbezüglich, auch bei mehreren Ärzten anzufragen, wieviel sie für das Legen und insbesondere der Kontrollultraschalluntersuchungen nehmen. Preisvergleichen lohnt sich.
Bei meiner Gyn hätte es übrigens 150 Euro für das Legen gekostet und die Lily an sich schlägt mit 80 Euro zu Buche, wenn man die "Goldlily exclusive" nimmt, die bis zu 10 Jahren liegen bleiben kann.

Hausarbeit im doppelten Sinne

oder auch neudeutsch Prokrastination. Oder auch das Aufschieben in Folge einer Erledigungsblockade, im speziellen bei mir ausgelöst durch eine Hausarbeit, die ich für mein Studium in Osnabrück anfertigen musste.
Diese sollte in Zusammenarbeit mit einer Mitschülerin geschrieben werden und uns so veranschaulichen, wie man richtig recherchiert und eine Studie analysiert.
Unser Thema, selbstverständlich geburtshilflich relevant, stand ziemlich schnell fest, sodass wir uns zielgerichtet auf  die Recherche konzentrierten. (Also eigentlich vor dem Einschlafen noch mal eben schnell die Suchmaschinen mit Schlagwörtern gefüttert haben - oder beim Essen- oder wenn man sowieso gerade surfte).
Die Partnerarbeit beschränkte sich auf die tabellarische Darstellung des Rechercheweges und ein gemeinsames Fazit, der Mittelteil bestand aus der Analyse jeweils einer Studie zum besagten Thema, die wir einzeln fertig stellten.
Wir schrieben in genau dieser Zeit von der Schule aus eine große Klausur,  das Arbeiten neben der Arbeit (Zum Glück ja kein Schichtdienst, weil OP, aber trotzdem 40 Stunden die Woche) auf das Lernen von Gesetzeskunde und der Hebammen-Gebührenverodnung beschränkte- also ganz blödes, stupides Lernen von Dingen, die man später in der Freiberuflichkeit sowieso wieder nachlesen muss.
Im Endeffekt blieben dann noch 2 Wochen für die Hausarbeit, zusätzlich erschwert, da meine Mitschülerin eine 5 jährige Tochter hat und somit auch familiär ziemlich eingebunden war.
Letztlich trafen wir uns dann und schrieben innerhalb weniger Stunden (ich glaube es waren 3) nach einem anstrengenden OP-Tag unsere gemeinschaftlichen Texte, nachdem wir uns darüber einig waren, hauptsächlich bestehen zu wollen, statt die 1,0 anzustreben. Den Rest des Tages verbrachten wir dann am See in der bratenden Sonne und genossen unsere Freizeit.
Es galt für mich nun die 3 Seiten zu meiner Studie zu verfassen, eine Leichtigkeit eigentlich.
Setzte ich mich an den Schreibtisch, fielen mir sofort 100 Aktivitäten ein, die auch auch noch erledigen muss. Freunde riefen häufiger als sonst üblich an, überredeten mich zum Eisessen und Schwimmen, ich verspürte den nicht aufzuschiebenden Drang Mails zu beantworten und mich bei alten Bekanntschaften zu melden. Ging joggen, weil ich ja schon so lange nicht mehr war und spazieren, weil es ja sooo gut ist mal wieder raus zu kommen.
 Als ich mir dies irgendwann nicht mehr plausibel erklären konnte, verhängte ich mir eine Ausgangssperre um endlich einmal zum Arbeiten zu kommen.
Aber ha! Ich hätte nicht mit den ausgeklügelten Methoden meines Gehirnes zur Rationalisierung gerechnet, denn dann begann ich mit der Hausarbeit, um es meinem neuen Mitbewohner schön zu machen. Ich putze hinter dem Kühlschrank, wischte die Fliesen im Bad, staubte meine Regale samt Bücher ab und schrieb..... nichts.
Wie ich mich auch wendete und stemmte, immer schien etwas anderes wichtiger zu sein, als die blöden Dammschnitte, von deren Folgen meine Studie handelte.
Letztlich kam mir mein Verhalten derart lächerlich vor, dass ich mich an den Schreibtisch setzte und innerhalb weniger Stunden  meinen Anteil verfasste und wir die Hausarbeit einen Tag vor dem Abgabedatum abschicken konnten. Yay!

Übrigens nahm ich mir eine Woche später Zeit zum aufräumen. Ratet, was ich stattdessen tat:

Genau, ich sortierte meine Schulsachen und lernte die Physiologie der Niere.